Auf der Suche nach dem verborgenen Selbst
(Michael Danner)
Mit der Verallgemeinerung der Geldbeziehungen,
der kapitalistischen Ökonomie lösen die Subjekte
sich immer stärker aus ihren natürlichen und
geschichtlich gewordenen sozialen Zusammenhängen
heraus, vereinzeln sich zu privaten, autonomen
Marktsubjekten und indem sie, jeder für sich,
gleichgültig gegen alle anderen in allseitger
Konkurrenz ihrem privaten Interesse des Gelder-
werbs nachgehen, geraten sie immer tiefer in die
Fesseln eines ihnen allen entgegengesetzen gesell-
schaftlichen Funktionszusammenhangs.
Die Individuen werden in der Reproduktion ihrer
natürlichen und sozialen Existenz, in ihrem Zusammen-
hang mit den Anderen immer abhängiger von der Ver-
mittlung durch das Geld.
Nur noch die Luft zum Atmen steht den Individuen un-
mittelbar zur Verfügung, fast alles andere, das für
die Erhaltung der eigenen Physis, für den Stoffwechsel
mit der äußeren Natur notwendig ist ist, wie auch die
Aufrechterhaltung der mitmenschlichen Existenz, der
sozialen Beziehungen erfordern einen immer dichteren
Zahlungsverkehr, die Zirkulation von Geld.
Diese wechselseitige Abhängigkeit ausgedrückt in der
beständigen Notwendigkeit des Austauschs und in dem
Tauschwert als allseitigem Vermittler.
Die Ökonomen drücken das so aus:
Jeder verfolgt sein Privatinteresse und nur sein Pri-
vatinteresse; und dient dadurch, ohne es zu wollen
und zu wissen, den Privatinteressen aller, den all-
gemeinen Interessen (dies ist der ideologische Schein,
mit dem die gesellschaftliche Wirklichkeit verhüllt
wird;)
Lüftet man jedoch diesen harmonistischen Schleier,
zeigt sich, dass "vielmehr eine allgemeine Negation
aus diesem bellum contra omnes resultiert", dass
"jeder wechselseitig die Geltendmachung des Interesses
der anderen hemmt".
Die vereinzelten, gegeneinander gleichgültigen, monadisch
in sich eingeschlossenen Subjekte wähnen sich dabei in
der Gewissheit, sie würden durch die erfolgreiche An-
eignung "der gesellschaftlichen Macht", also des Geldes
ihr besonderes Ich, ihre einzelne Indivdiualität gegen-
über den anderen geltend machen, verwirklichen; sie wie-
gen sich in der Illusion ihrer eigenen Einzigartigkeit
und individuellen Freiheit;
so erscheint ihnen dies, und dieser Schein wird kräftig
geschürt, dahinter bleibt ihnen jedoch verborgen, dass
sie mit der "gesellschaftlichen Macht", die sie in Form
des Geldes "in der Tasche mit sich" tragen, ihre wirk-
liche Individualität und Freiheit immer stärker allsei-
tig negieren, den gesellschaftlichen Funktionszusammen-
hang, die Vermittlungen immer mehr bis tief in die Kapil-
laren ihrer Seele, ihrer Wahrnehmungen und Empfindungen,
ihrer Gedanken, kurz:
ihres Bewußtseins verinnerlichen und sich selbst zu Funk-
tionsträgern, zu Objekten eines außer ihnen existierenden
Zwangszusammenhangs herabwürdigen.
Sie sehen nicht. dass sie diesen gesellschaftlichen Zusam-
menhang in sich selbst zum beherrschenden Moment ihres
Fühlens, Denkens und Handelns ausbilden, in ihrem Bewusst-
sein stellt sich die Wirklichkeit so dar, als würde der
gesellschaftliche Zusammenhang unabhängig von ihnen, unab-
hängig von ihrem Denken und Handeln existieren und ihre
Anpassung bzw. Selbstunterwerfung erscheint ihnen als Ver-
wirklichung ihrer indivdiuellen Freiheit, als gelungene
Biografiegestaltung als Stärkung ihres narzisstischen Ichs.
Je mehr sie sich innerlich zu Funktionsträgern erniedrigen,
desto selbtverliebter wiegen sie sich in der Illusion ei-
nes mächtigen, unvergleichlichen Ichs.
MICHAEL DANNER
Aus dem Buch Selbstorganisation...
Transformationsprozesse von Arbeit und sozialem Widerstand
im neoliberalen Kapitalismus.
Seite 99-100
Über den Autor:
Michael Danner hat Ökonomie in München und Bremen studiert.
Von 2000 bis 2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni-
versität Bremen, zurzeit wissenschaflticher Mitarbeiter bei
SEARI, gefördert durch den Europäischen Sozialfond.
Er forscht und schreibt über den Zusammenhang von Ökonomie
und Wissenschaft, außerdem arbeitet er an einer Hermeneutik
des individuellen Bewußtseins und neurologischer Erkrankungen.
Bedingungsloses Grundeinkommen – Mut zur Transformation
mutzurtransformation.com/
Im Sommer 2014 erscheint das Heft: Das Thema ist komplex und dennoch ist der Grundgedanke simpel: Ein
bedingungsloses Grundeinkommen für alle.
Sacred Economics (Deutsch) – Einleitung | Sacred ...
sacred-economics.com/read-online/sacred-economics-deutsch-einleitung/
“Die Heilige Ökonomie” beschreibt dieses neue Geld und die damit ..... Ökonomie der
Verbundenheit Wie das ... 2011 Sacred Economics | Charles Eisenstein
Geld der Schlüssel für die Erfüllung aller Bedürfnisse und Sehnsüchte?
Geld das universelle Mittel, wird zu einem universellen Ziel.
Genauso wie das Paradies, der technologischen Utopien, oder der
Endsieg im Kampf gegen das Böse wird Geld zu einem Gott,
der unersättliche Opfer fordert.
Auf der Jagd nach Geld geraten all die kleinen oder nicht-quanti-
fizierbaren Handlungen und Beziehungen, die das Leben wahrhaft
reich machen, aus dem Blickfeld, weil sie in Zahlen nicht auszu-
drücken sind.
Wenn Geld das Ziel ist, kommt alles unter die Räder, was nicht
in Geldbegriffe übersetzt werden kann.
Ähnliches bewirkt der Krieg, natürlich, oder jede andere Kampagne,
bei der es um ein großes einheitliches Ziel geht. Charles Eisenenstein - Aus dem Buch: - Die schönere Welt, die unser Herz
kennt, ist möglich.
Charles Eisenstein: Geld & Zeitenwende - YouTube
► 25:18► 25:18
www.youtube.com/watch?v=5AZzBM8FVqo
15.01.2012 - Hochgeladen von matrixwissen .
In diesem Vortrag spricht Autor Charles Eisenstein über Aspekte von Geld, die den meisten Menschen
...
ESM-Diktatur: Die Republik verteidigen. Das ist unsere Aufgabe.
>>Das Bundesverfassungsgericht hat mit seinem ESM-Urteil heute die letzten Zweifel beseitigt: Der Putsch der
Nomenklatura gegen das eigene Volk, gegen den eigenen Staat hat innerhalb der Nomenklatura keine Opposition.
Die Begrenzung der ESM-Haftung auf 190 Mrd. Euro ist soviel wert, wie das No-Bailout-Gebot unter den Eurozonen-Staaten
oder das Verbot der Staatsfinanzierung durch die EZB: Nichts. Die angebliche Begrenzung auf 190 Mrd. ist erstens unmittelbar irrelevant (denn die 190 Mrd. kann man ja erst mal verpulvern) und
zweitens nur das Opium fürs Volk, damit dieses nicht auf die Barrikaden geht (Frage am Rande: Mit wieviel Mrd. fing das noch mal in Griechenland an? Einmalig und nie wieder? 10, 15 Mrd.? Wo
stehen wir heute?)
Das BVerfG hat die Struktur eines diktatorischen Gouverneursrats als grundgesetzkonform erklärt – das ist das
Entscheidende, das ist, was nie hätte passieren dürfen. ...
(...)Wer angesichts dieser Lage den Widerstand aufgibt, den kann man verstehen. Was da auf uns, den demokratischen
Widerstand zukommt, macht Angst.
Doch wir können, wenn wir die Kraft dazu finden, unsere Angst in Stärke wandeln. Wenn wir uns darüber im Klaren
sind, was die Situation ist, und zugleich wissen, was richtig ist und wofür wir stehen, dann können wir bestehen:
Wir müssen der zunehmenden Gewalt unsere zunehmende Friedfertigkeit entgegensetzen.
Wir müssen der zunehmenden Rechtsbeugung unser zunehmendes Verlangen nach Recht entgegensetzen.
Wir müssen der zunehmenden Unmenschlichkeit unsere zunehmende Mitmenschlichkeit entgegensetzen.
Wir müssen der zunehmenden Enteignung und Schuldversklavung unseren zunehmenden Respekt für die Arbeitsleistung
und das Vermögen anderer entgegensetzen.
Und vor allem:
Wir müssen der zunehmenden Entdemokratisierung unser zunehmendes Verlangen nach direkter Demokratie
entgegensetzen.
Und wir sagen hier ganz klar: Wer in dieser Phase daran denkt, mit Gewalt gegen die Diktatur vorzugehen, schadet
dem Widerstand, schadet der Demokratie, schadet der Republik und fördert die Diktatur der Euro-Wahnsinnigen. Der Weg des Widerstands ist der Weg der Demokratie, des friedlichen Protests,
des Verlangens nach Mitmenschlichkeit. So, und nur so, werden wir die Diktatur überwinden.<<
* komplett ->
http://eurodemostuttgart.wordpress.com/2012/09/12/die-republik-verteidigen-das-ist-unsere-aufgabe/
Hier gleich ein Link:
-
Vermögensverteilung in Deutschland
Mitmachen
Quelle: Vermögensteuer jetzt!
"Es gibt keinen heimtückischeren und sichereren Weg, das Fundament der Gesellschaft zu zerstören, als ihre Währungen
zu entwerten", schreibt George Orwell in "1984" und genau das ist es, was unser modernes Geldsystem durch Zinsen und Inflation bewirkt.
Thema Grundeinkommen: - Grundeinkommen? Ich als Anarchist würde da noch extremere Forderungen an den gierigen
Reichtum stellen. Ich will meine Bodenrente! - Bodenrente? - Yes! Wie die Luft zum Atmen, steht doch in Wirklichkeit jedem Erdenbürger & Mitmenschen sein rechtmäßiger und gleicher Bodenanteil
zu. Da man nicht jedem Menschen rein flächenmäßig seinen Boden zuteilen könnte, fordere ich vom skrupellosen Reichtum und seinen Handlangern, unseren verantwortlichen Politikern/innen meinen
Bodenanteil in Form einer Bodenrente zurück!
Freiheit - Gleichheit - Grundeinkommen » Netzwerk Grundeinkommen
Grundsätzliches, Aktuelles, Politisches zum Bedingungslosen Grundeinkommen. Netzwerk Grundeinkommen – nationaler Zweig des
Basic Income Earth Network BIEN.
www.grundeinkommen.de/
INWO.de :: Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung e. V.
Die INWO organisiert Tagungen und Seminare, fördert die Forschung und Erwachsenen- und Jugendbildung und publiziert auf
dem Gebiet Wirtschaft und Bodenrecht ...
www.inwo.de/
Wir können die Probleme nicht mit den Denkmustern lösen, die zu Ihnen geführt haben." (Albert Einstein)
Wie eine Spinne webt das Geld das gesellschaftliche Leben und Netz. Und wo die klebrigen Fäden ausliegen, wird
alles äußerlich
und gleichgültig. Statt einfach nur ein zweckdienliches Mittel zu
sein, gewinnt das Geld eine seltsame Macht über uns. Indem wir nach dem Geld streben, wie nach kaum etwas anderen,
verlieren wir den Sinn für die feinen sozialen Unterschiede, die individuellen Qualitäten, für das Seltene und Flüchtige, für den Moment, für die Nähe usw.
Das Leben erscheint völlig versachlicht so sehr, daß alles außer dem Geld an Bedeutung verliert. Wo das Geld die
Unterschiede einebnet, werden alle Menschen Brüder im Kommerz.
Sie werden sich ähnlicher und charakterlos.
Je charakterloser die Gesellschaft durch das Geld, umso leichter kommen die Menschen miteinander klar. Das Geld hat
die Menschen gleichgeschaltet. Aber sie zahlen einen hohen sozialen Preis dafür.
Mein Leben ist umzingelt von Dingen, die mir eigentlich fremd sind.
Die Psychen der modernen Menschen sind angefüllt mit symbolischen Werten.
Materielle Symbole.(Handys, Autos, Schmuck, Statussymbole)
Es gibt kaum andere Werte als Geld und Ware.
Selbst Liebesbeziehungen definieren sich meistens über Gespräche über Kredite, Schulden und Geld.
Die Bedeutung der Gefühle im öffentlichen Leben schwindet immer mehr. Was für mich persönlich zählt, ist fast nur noch
was in der Gesellschaft allgemein zählt. - und das bemisst sich am Geldwert.
Georg Simmel
Eine bedeutende Organisation, die zu einem zentralen Thema A sagt, aber sich standhaft weigert B zu tun, ist die
Kirche. Das Zinsverbot der Bibel gilt, aber sowohl die katholische , als auch die evangelische Kirche haben keine Hemmungen, ihr Geld zinsbringend anzulegen & damit von der weiteren
Umverteilung von arm zu reich zu profitieren. Und nicht nur das: Sie weigern sich sogar, ihre Gelder bei weniger profitorientierten Banken zu deponieren.
Die Kirchen sind sich der Mittäterschaft sehr wohl bewußt, der Kontrast zwischen Wort & Tat ist aber extrem
krass.
Heutzutage ist der Mammonismus die stärkste Form des Götzendienstes, das blinde Vertrauen in das Geld als jener Macht,
die uns gutes Leben, Sicherheit, Erfolg & Status verleiht, eine Macht in der sich all unsere Wünsche verdichten & uns geradezu religiöse Kraft gibt.
Warum liest man nie von kriminellen Gewinnen?
Wenn es darum geht, den Tanz um das goldene Kalb, wenigstens in der Kirche zu unterbinden, den Verkaufsstand mitten im
Kirchenraum aufzuheben, oder die Pensionskassengelder anders anzulegen, lehnt die scheinheilige Kirche das ab.
Die Kirche sollte stattdessen zum Bekennen Ihrer eigenen Sünden und Schuld aufrufen!
Anstatt nur Anträge zu schreiben, zu stellen & zu diskutieren & scheinheilig von der Kanzel herab zu predigen,
sollte die Kirchenväter selbst mit der Tempelreinigung endlich beginnen! - Sie geht auf die biblische Episode zurück, nach der Jesus die Händler & Geldwechsler, aus dem Tempel in
Jerusalem vertrieb.
Bei einer Tempelreinigung der neuen Art steht ein Banker während des Gottesdienstes auf & fordert im Mittelgang
schweigend aber hartnäckig von einem Bettler seinen Tribut. Dann erscheint Jesus & vertreibt den Banker in langsamen Bewegungen aus der Kirche. Unterwegs verliert der Banker sein Geld,
über die die Kirchgänger am Ende des Gottesdienstes schreiten müssen:
So könnte ein Gottesdienst heute aussehen, stattdessen wird weiter antiker, unzeitgemäßer Kram gepredigt!
Quelle: Zeitpunkt-Magazin (Etwas gekürzt.)
"Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein
wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen
Regierungen in unserem Land.
Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinflussen unsere
Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken. Doch das ist nicht überraschend, dieser Zustand ist nur eine logische Folge der Struktur unserer Demokratie: Wenn viele Menschen
möglichst reibungslos in einer Gesellschaft zusammenleben sollen, sind Steuerungsprozesse dieser Art unumgänglich.
Die unsichtbaren Herrscher kennen sich auch untereinander meist nicht mit Namen. Die Mitglieder des
Schattenkabinetts regieren uns wegen ihrer angeborenen Führungsqualitäten, ihrer Fähigkeit, der Gesellschaft dringend benötigte Impulse zu geben, und aufgrund der
Schlüsselpositionen, die sie in der Gesellschaft einnehmen. Ob es uns gefällt oder nicht, Tatsache ist, dass wir in fast allen Aspekten des täglichen Lebens, ob in Wirtschaft
oder Politik, unserem Sozialverhalten oder unseren ethischen Einstellungen, von einer relativ kleinen Gruppe Menschen abhängig sind, die die meisten Abläufe und
gesellschaftlichen Dynamiken von Massen verstehen. Sie steuern die öffentliche Meinung, stärken alte gesellschaftliche Kräfte und bedenken neue Wege, um die Welt
zusammenzuhalten und zu führen."
(Edward Bernays: Propaganda, 1928)
Polizeigewalt in Stuttgart!
Die Kritik an der Polizeigewalt im Rahmen der Stuttgart 21-Proteste ist groß. Jetzt übten auch Polizisten
im Hamburger Abendblatt Kritik an ihren KollegInnen. So wird ein Polizeikommisar aus Mannheim
zitiert, man habe in Stuttgart "ein Exempel statuiert, Macht demonstriert, ganz sicher auch schon mit
Blick auf den nächsten Castor-Transport". Ein Einsatzpolizist bestätigte zudem die Annahme, es habe
ein gezielter Einsatz von Provokateuren stattgefunden: "Ich weiß, dass wir bei brisanten Großdemos
verdeckt agierende Beamte, die als taktische Provokateure, als vermummte Steinewerfer fungieren,
unter die Demonstranten schleusen", wird der Polizist zitiert. "Sie werfen auf Befehl Steine oder
Flaschen in Richtung der Polizei, damit die dann mit der Räumung beginnen kann. (www.fau.org)
Reiche zahlen keine Steuern. Das bischen Geld, dass sie mehr oder weniger freiwillig dem Finanzamt zukommen
lassen, kann vernachlässigt werden. Mal ganz abgesehen von den unzähligen Milliarden, die ihnen der Staat nach einer "Finanzkrise" in den A., in die Tasche schiebt.
Arme zahlen hauptsächlich indirekte Steuern.
Reiche zahlen keine Steuern.
Wer zahlt eigentlich Steuern?
Der Depp. Der gutmütige Depp, der noch an den Wert einer Gemeinschaft glaubt, und sich seiner Verpflichtung nicht entziehen will. Der zahlt Steuern.
Der Depp ist meist bürgerlich.
Der Depp wählt CDU/CSU/Grüne/SPD, weniger FDP, kaum PDS.
Der Depp demonstriert gegen Stuttgart 21.
Der Depp unterstützt alternative Energien.
Der Depp liebt Natur.
Der Depp weiß, dass der Klimawandel durch Menschen verursacht wird.
Der Depp arbeitet fleißig.
Der Depp zieht oft Kinder groß.
Der Depp ist Demokrat.
...
Ein Depp wie du und ich.
Einer muss den Staat ja tragen. (Quelle - Der Freitag)
„Das Problem scheint mir partiell darin zu liegen, das in einer modernen kapitalistischen Gesellschaft für die
Beschäftigung der Menschen ja nicht wirklich gesorgt wird, sondern das Beschäftigung nur ein zufälliges Produkt der Profitinteressen einzelner großer Konzerne ist.
Es gibt von Seiten der Konzerne keine Form von Ausgleich dafür, so das also vom Steuerzahler, - und der Steuerzahler
ist eben im wesentlichen nicht die kleine Gruppe der Konzerne, sondern die große Menge der erwerbstätigen Bevölkerung – das vom Steuerzahler die Sozialleistungen aufgebracht werden müssen,
damit nicht ein immer größer werdender Teil der Gesamtbevölkerung durchs soziale Netz fällt und völlig pauperisiert.“
(Hans G. Helms, Autor und Sozial Wissenschaftler, 1992)
"Lebt in vollen Zügen. Feiert. Lasst es krachen. Ignoriert alle Vorsorge- und Anlage-Angebote!"
Diese Kolumne wendet sich speziell an jüngere Leser. Was ist die beste Altersvorsorge? Diese Frage geht jeden jungen Menschen an. Ich bin der Einzige, der euch diese Frage wirklich ehrlich
beantwortet.
Als ich selber jung war, schrieben die Zeitungen das Gleiche wie heute, die Politiker sagten auch schon das Gleiche:
»Man muss vorsorgen! Die staatliche Rente reicht nicht!« Ich schloss also eine Zusatzversicherung ab. Jeden Monat floss Geld in die Versicherung. Ich habe getan, was die Politiker verlangten.
Ich dachte: »Wenn ich gaga werde und nicht mehr schreiben kann – kein Problem.« In jedem Jahr schickte die Versicherung einen Brief, in dem stand, wie viel Geld ich eines Tages bekommen
würde. Das war ein total schöner Brief jedes Jahr.
Auf einer Party traf ich unlängst einen Herrn, der gerade in den Ruhestand gegangen war. Er hatte die gleiche
Versicherung. Er sagte: »Die Summe, die in dem Brief steht, können Sie vergessen.« Es würde ein Haufen Krankenkassenbeiträge von der Summe abgezogen werden. Ich fragte, wieso, ich zahle doch
jeden Monat für die Krankenkasse, von dem Rest, der übrig ist, spare ich was fürs Alter – wo ist da die Logik? Der Herr sagte, es sei nicht logisch, es hänge damit zusammen, dass der Staat
Geld brauche. Bei seiner Suche nach Geld habe der Staat festgestellt, dass einige Menschen, auf Anraten des Staates, für ihr Alter etwas gespart hätten. Davon würde er sich jetzt ein Stück
abschneiden. Ich sagte: »Als ich den Vertrag abgeschlossen habe, hat keiner was davon erzählt.« Der Herr sagte: »Klar. Das haben die ja erst kürzlich eingeführt.« Ich sagte, man kann doch in
einem laufenden Vertrag während der Laufzeit nicht die Spielregeln ändern, das ist sittenwidrig. Der Staat aber ist in seiner Geldnot so verzweifelt, dass er auf Sitten keine Rücksicht nehmen
kann.
Wenn ich die Summe verjubelt oder versteckt hätte, statt vorzusorgen, wäre nichts abgezogen worden. Versteht ihr? Es
ist Betrug. Hinter dem ganzen Vorsorge-Gerede steckt ein gigantischer Betrug. Sie wollen, dass wir unser Geld irgendwohin bringen, wo sie es unter Kontrolle haben, dort nehmen sie es uns dann
ab. Riester, Rürup, Lebensversicherung, daran verdienen die Versicherungen und der Staat, für dich selbst, mein Freund, bleibt fast nichts übrig.
Mehr zum Thema
Hier mein Rat an die Jugend.
Lebt in vollen Zügen. Feiert. Lasst es krachen. Ignoriert – das ist das Wichtigste! – alle Vorsorge- und
Anlage-Angebote. Eine überdurchschnittliche Rente wird euch sowieso weggenommen, in 30 Jahren wird der Staat noch viel klammer sein als heute. Verlasst euch auf die staatliche Grundsicherung.
Wenn ihr im Alter nichts habt, radikal nichts, seid endlich mal ihr auf der Gewinnerseite – der Staat gibt euch was! Kauft rechtzeitig alle Sachen, die ihr im Alter brauchen könnt und die
haltbar sind, Kleidung, Möbel, Weinkeller, Cognac, Bücher, Musikanlage, das werden sie euch nicht wegnehmen, weil der Verwaltungsaufwand zu groß ist. Besorgt euch zum Obst- und Gemüseanbau
einen Garten, und zwar über einen Strohmann, sonst wird das Obst von der Grundsicherung abgezogen. Spart heimlich Geld, tut es ins Kopfkissen. Dort kriegt ihr zwar keine Zinsen, aber es wird
nicht versteuert, keinerlei Abzüge, glaubt mir, at the end of the day fahrt ihr mit einem Kopfkissen besser als mit Banken und Versicherungen. Ich habe gelesen, dass allein im letzten Jahr 20
Prozent der Berufstätigen ihre Vorsorge reduziert oder gekündigt haben, es werden immer mehr. Es ist eine Massenbewegung. (Quelle - Martenstein-Zeitmagazin)
Jeder Mensch muss sich heute als kleine Kapitalgesellschaft betrachten, deren Leben von
der Beziehung zwischen Investor und Manager bestimmt wird, zwischen dem mathematisch denkenden Bankier, der kühl seine Ertragschancen berechnet, und dem verschuldeten
Krieger(Unternehmer), der jedes persönliche Ehrgefühl verloren hat und zu einer skrupellosen Ertragsmaschine herabgesunken ist.
Arbeit ist per se tugendhaft? - Denn der entscheidende Maßstab für den Erfolg der
menschlichen Spezies ist ihre Fähigkeit, die globale Produktion von Gütern und Dienstleistungen jedes Jahr um mindestens 5 Prozent zu erhöhen. Aber genau darin besteht das Problem:
Wie sich herausstellt, werden wir vermutlich die Welt zerstören, wenn wir noch lange an diesem Grundsatz festhalten.
David Graeber
Das ist meiner Meinung nach ein Gesellschaftsproblem, das offensichtlich auch ein Zeitproblem ist. - Wie
sollen Menschen die schon extrem "System- ablehnende! Meinungen entwicklelt haben politisch Gleichgesinnte, vor allem in kleineren Städten finden? - In Großstädten mag es
vielleicht schon Anlaufstellen und Treffpunkte für Anarchisten, Autonome, Alternative, Kulturkreative und Andersdenkende bzw. Anderslebende geben. Meine Mitmenschen sind wegen der
wenigen Zeit, die Ihnen das kapitalistische, neoliberale System lässt, offensichtlich kaum in der Lage sich zu Organisieren. Erstens werden sie von der Regierungs- und
Medienmaschine zu funktionierenden Automaten und Ja-Sagern gehirngewaschen, die Wenigen, die sich dann tatsächlich noch dem System entgegenstellen, sind dann teilweise so
verstreut, daß nur das Internet bleibt. Und überhaupt es fehlen öffentliche, konsumfreie, autonome Zonen, wo sich Menschen begegnen und austauschen können, ohne Konsumieren zu
müssen. Konsumfreie Zonen wo ein Miteinander stattfinden kann, ohne Zwänge!
Reichtum
Wenn du dich heute richtig reich fühlen möchtest,
dann zähle all das zusammen, was sich für Geld nicht kaufen lässt.
unbekannter Verfasser
Die glänzenden Erfolge der staatlichen Erziehung des deutschen Volkes
Das deutsche Volk, so wie es heute dasteht, ist in der Staatskirche, Staatsschule, Staatsuniversität – lauter Vorschulen der Kaserne – dressiert worden. Alles, was wir heute an diesem deutschen
Volk bewundern können, muss als ein Erzeugnis der staatlichen Erziehungskunst angesehen werden. Und zu bewundern finden wir gar Vieles. Die Unterwürfigkeit gegenüber den Vorgesetzten, das
entsprechend barsche Benehmen gegenüber den Untergebenen, der Kadavergehorsam, die Disziplin, der Korpsgeist, der Parteigeist, die Standesehe, die erstaunliche Einseitigkeit und
Phantasielosigkeit (Produkt der einheitlichen Schule), die Lasterhaftigkeit, die aus der Phantasielosigkeit erwächst, die erschreckende Bedürfnislosigkeit in wissenschaftlicher Beziehung, der
hierzu gehörende Autoritätsglaube, der Mangel an Individualität, die Heuchelei, die ungeheure Feigheit des Individuums, über die schon Bismarck klagte und die nur durch den Heldenmut übertroffen
wird, womit wir stets von den Spitzen unserer Behörden auf die phänomenalen Erfolge der militärischen Erziehung hingewiesen werden. (Das hier Gesagte gilt natürlich für alle Völker, die den
Staatskultus betreiben.)
In welche Gefahr ein Volk geraten kann, wenn es systematisch zur Heuchelei, Ehrlosigkeit, Feigheit, mit anderen Worten zum Autoritätsglauben erzogen wird, das haben uns die Katastrophe von 1914
und die Inflation gezeigt. Von den 100 sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten, die bis dahin die Internationale verherrlicht hatten, muckte nur Karl Liebknecht, von den 10 Millionen Mann,
die ausgehoben und in den sicheren Tod getrieben wurden, wagte nicht einer die Frage zu stellen, welchen Sinn dieser Krieg denn habe, und kaum ein paar Dutzend von den 10.000.000 Mann wagten es,
getreu ihrer christlichen Einstellung, dem Hauptmann die Mordwerkzeuge vor die Füße zu werfen. Zehn Millionen Mann waren in den Staatskirchen von Staatspfaffen in die Lehre des Christentums
eingeweiht worden, 10 Millionen Mann nannten sich öffentlich Christen, bezahlten sogar dafür, 10 Millionen Mann gaben 1914 zu erkennen, dass sie ihr Leben lang geheuchelt hatten. Ehrlos, feige,
gemein.
Zu einem albanischen Regiment, das von einem preußischen Hauptmann dressiert werden sollte und aus lauter Analphabeten bestand, schlug einer aus der Reihe den Hauptmann, der ihn etwas unsanft
berührt hatte, gleich vor versammelter Mannschaft nieder. Wenn wir in unseren 3000 Regimenten nur je einen solchen Kerl gehabt hätten, der Krieg wäre an der Empörung der Regimenter gleich von
Anfang an zusammengebrochen.
Das deutsche Volk ist in die unsägliche Schmach gestürzt worden, weil die staatliche Erziehung den Typus des selbständig denkenden Menschen ausgerottet hat, statt ihn zu fördern. Es wird wohl
kaum jemand in der Welt behaupten, dass das deutsche Volk unfähig sei, diesen Typus in der für die Sicherheit des Volkes nötigen Anzahl zu zeugen und zu gebären. Daran liegt es gewiss nicht. Aber
die, die geboren werden, werden frühzeitig gekrümmt, nach dem Grundsatz: „Was ein Häkchen werden soll, krümme man beizeiten.“ Und die wenigen, die dann solchen pädagogischen Kunststücken
entgehen, wandern als Anarchisten ins Gefängnis oder fliehen, angeekelt, ins Ausland. Und wenn es dann, wie 1914, zum Klappen kommt, dann folgt das Volk blindlings irgendeinem Narren, den die
Gnade Gottes an die Spitze gestellt hat. Zwei Millionen Tote allein in Deutschland, 4 Millionen Verwundete, 132 Milliarden Goldmark an Reparationen, Zertrümmerung des wirtschaftlichen Apparates,
allgemeine Verarmung, das sind die Erfolge der staatlichen Erziehungskunst, die das Individuum tötet und nichts anderes übrig lässt als Masse, Masse im Reichstag, Masse im Beamtenapparat, Masse
bei den Richtern, Masse bei den Wissenschaftlern, Künstlern, Lehrern, Pfaffen, Masse, Masse.
„An den Früchten werdet ihr sie erkennen!“ Wie war es mit der Inflation? Hier treten die glänzenden Erfolge des staatlichen Bildungsmonopols ins volle Sonnenlicht. War es im Heerwesen
individuelle Feigheit, die uns ins Unglück stürzte, so handelt es sich hier direkt um Massenblödsinn, Stumpfsinn, unglaubliche Gefühlsrohheit, Gedankenlosigkeit, Hilflosigkeit. Wie eine Herde
Schafe, der der Wolf den Leithammel gewürgt hat, und die nun nicht mehr den Weg zum Stall findet, so benahm sich das auf den Staatsinstituten dressierte deutsche Volk. Jeder sah, dass die
deutsche Währung von Narren geführt wurde, und wer es nicht sah, der spürte es wenigstens. Und trotzdem duldete das Volk zehn volle Jahre die Luderwirtschaft, ließ sich die Spargelder
eskamotieren und unterwarf sich, ohne zu murren, den blödsinnigen wirtschaftlichen Verordnungen. … Alle erwarten von „Oben“ die Rettungsaktion. Der Autoritätsglaube saß so tief verankert, dass
jeder ausgelacht wurde, der es versuchte, dem Volk Verständnis für die Währungsfrage beizubringen. Dafür seien ja die Herren Professoren an den Universitäten da! Wenn diese schwiegen, so sei dies
der beste Beweis, dass alles in Ordnung sei in der Verwaltung unseres Geldwesens. Der Bürgersmann, der Arbeiter, der Demokrat, der Sozialdemokrat sei da für die Arbeit. Man könne von ihm nicht
verlangen, dass er es besser wisse als die von ihm bestellten und bezahlten Behörden.
Unausrottbarer Autoritätsglaube. Noch heute erwartet das Volk alles Heil von der „Regierung“. Es lehnt es glatt ab, durch Studium der öffentlichen Angelegenheiten eine Kontrolle über die
öffentlichen Angelegenheiten auszuüben. Schacht (Anmerkung: Hjalmar Schacht, von 1923 bis 1930 und 1933 bis 1939 deutscher Reichsbankpräsident und von 1934 bis 1937 Reichswirtschaftsminister) z.
B. macht, was er will. Er treibt Tausende und Tausende von Kaufleuten in den Bankrott, er liefert bewusst zwei Millionen Mann dem Elend der Arbeitslosigkeit aus, er lässt das Volk völlig im
Unklaren über seine künftige Politik. Macht nichts. Man gehorcht, keiner muckt. Wie auf dem Kasernenhof. Die staatlichen Erziehungsinstitute haben dafür gesorgt, dass niemand muckt. Wenn diesen
Instituten als Ideal der Erziehung der Bürger mit beschränktem Untertanenverstand vorschwebte, dann wahrhaftig, hat man dort mit bewundernswertem Erfolg gearbeitet. Ausrottung des kritischen
Sinnes, Ausrottung des Wissenstriebes, des Dranges nach Erkenntnis, des Bedürfnisses nach wissenschaftlicher Klarheit. Es gab eine Zeit, wo die Bürger evangelischer Konfession den Katholiken
vorwarfen, dass sie den Verstand durch das Gemüt ersetzten. Wenn es aber einen Unterschied hier gibt, so ist er gewiss nicht auf dem hier erwähnten Gebiet zu finden.
„An den Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Eben sprachen wir vom Untertanenverstand. – Wie steht es mit dem Untertanengemüt? Auch hier wieder zeigte uns die Inflation, wie wenig die staatlichen
Institute davon übrig gelassen haben. Das deutsche Volk weiß, wie es mit denen steht, die dem Staat das für ihr Alter, für die Zeit der Arbeitsunfähigkeit mit oft unsäglicher Mühe gesparte Geld
anvertraut hatten. Man weiß es, denn man liest es alle Tage in den Zeitungen, dass die Greise, die Witwen, die Kranken aus Not sich erhängen und vergiften. Tatenlos, wohl nur wegen absoluter
Gefühllosigkeit schaut das Volk diesen Ereignissen zu. Und während hier das schreckliche Elend herrscht, ist der Reichstag gewillt, den Fürsten riesige Vermögen in den Rachen zu werfen, und von
den 40 Millionen Wählern, die zum Volksbegehr aufgerufen wurden, fanden sich nur 12 Millionen, also knapp ein Drittel, bereit, die dreisten, rohen, gefühllosen Forderungen der Fürsten
zurückzuweisen. Zwölf von 40 Millionen, von je drei nur einer! Kann man sich eine größere Rohheit vorstellen?
Von je drei Mann sind in Deutschland zwei Mann bereit, zuzusehen, wie die Greise, denen die Fürsten und ihre Lakaien den Sparschatz unterschlugen, aus Not sich erhängen, während den
fahnenflüchtigen Fürsten das Geld zur Bestreitung protzenhaften Luxus’ ausgehändigt wird! Das sind wahrhaftig glänzende Erfolge staatlicher Erziehungskunst. „Staat, du stinkendes Ungeheuer, geh
mir aus dem Weg.“
Silvio Gesell, 1926
Hier in Frankreich herrscht gegenwärtig die grösste Ruhe.
Nur ein leiser, monotoner Tropfenhall. Das sind die Zinsen, die
fortlaufend hinabträufeln in die Kapitalien, welche beständig
anschwellen; man hört ordentlich, wie sie wachsen, die Reichtümer
der Reichen. Dazwischen das leise Schluchzen der Armut.
Manchmal klirrt etwas wie ein Messer, das gewetzt wird.
(Heinrich Heine 1842)
Seit CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP beschlossen haben das Renteniveau auf 43% zu senken
können wir uns auf unsere Rente freuen. Insbesondere da sie auch noch den Niedriglohnbereich schön ausgebaut haben
[WELT OHNE KRIEG]
Wichtige Zahlen zum Thema:
Vermögensverteilung in Deutschland:
50 % der Bevölkerung haben 0,1 % des Vermögens.
40 % der Bevölkerung haben 41,2 % des Vermögens.
10 % Prozent der Bevölkerung haben 58,8 des Vermögens.
Börsenverlust in den letzten 12 Monaten: 26 000 Milliarden $.
Rückgang der Marktkapitalisierung an allen Börsen laut FAZ,9,10.2008 "Eine gigantische Geldvernichtung."
Jährlich nötig zur Bekämpfung des Welthungers: 25 Milliarden $
Diese Summe würde ausreichen, um Anbauflächen und Nahrungsmittelproduktion in Mangelgebieten
bereitzustellen. Jacques Diouf, Generalsekretät der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft. FAO
Jährlicher Verlust durch Urwaldrodung: 2.000-5.000 Milliarden $.
Unter Einbeziehung des Wegfalls natürlicher Dienstleistungen der Wälder wie Trinkwasserproduktion,
Luftreinigung und CO2-Aufnahme. TEEB-Studie, im Auftrag der EU-Kommission.
Nötige Planeten im Jahr 2030: 2
Der Living Planet Report 2008 des WWF berücksichtigt mehr Faktoren denn je, um den "Fußabdruck" der
Menschheit mit den vorhandenen Reserven zu vergleichen. Die Menschheit verbraucht bereits seit einigen Jahren mehr Ressorcen, als das Ökosystem erzeugt. Das funktioniert nur auf Kosten der immer
schneller
schwindenden Substanz.
Wirtschaftlich betrachtet führt das zu steigenden Preisen und sinkendem Investitionswert - also zu einer
Situation, die in der kapitalistischen Ideologie nicht existieren kann. Quelle -
FAU-IAA :: die andere Gewerkschaft - Anarchosyndikalismus im Web
Forderungen: Die Abschaffung des IWF und der WTO, die Bekämpfung der Steuerparadiese und der Rating-Agenturen und
die Unabhängigkeit der Zentralbanken, die Schließung der Agrar-Rohstoffbörse von Chigago, das Verbot von Patenten auf lebende Organismen und genmanipulierte Organismen, bedingungslosen
Schuldenerlass für die Länder der Dritten Welt. Einführung der Tobinsteuer und staatliche Kontrolle von Unternehmensfusionen, Gründung eines UNO-Sicherheitsrates für wirtschaftliche und soziale
Angelegenheiten, Einforderung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte und deren Überführung in das nationale Recht.
Die brüderliche und solidarische, freiere und gerechtere Zivilgesellschaft, die auf einem von allen Beutejägern befreiten Planeten entstehen wird - sie ist im Werden begriffen.
Am Morgen des 14.Juli 1789 belagerten zwei Abteilungen der Bürgermiliz die Bastille, die königliche Zwingburg im Herzen von Paris. Mit ihren 25 Meter breiten Wassergräben und ihren 30 Meter hohen
Mauern trotzte sie dem Anstrum des Volkes. Aus dem ganzen Faubourg Saint-Antoine strömten Handwerker herbei. Und nun beschafften die Bürger fünf Geschütze, die vor dem Tor der Festung in Stellung
gebracht wurden.
Der Befehlshaber der Festung, Marquis de Launay, kapitulierte. Er ließ die Zugbrücke herab. Das Volk stürmte über die Brücke, befreite die Gefangenen, massakrierte den Marquis und zerstörte die
Festung. Wer hätte die Folgen ahnen können?
Walt Whitman schrieb diesen Vers: "He awoke at dawn and went into the rising sun...limping" (er erwachte in der Morgendämmerung und ging der Sonne entgegen...hinkend).
Millionen von Menschen überall auf der Welt erwachen jetzt.
Sie nehmen die Privatisierung der Welt nicht hin. Sie haben beschlossen, sich zu organisieren, für eine andere Welt zu kämpfen. Der gewaltige Zug der Aufständischen hat sich in Bewegung gesetzt.
Er schreitet voran. Ins Ungewisse, hinkend. Die Befreiung der Freiheit im Menschen ist sein Horizont. Die Legitimität der Bewegung ist unbestreitbar. Sie spricht im Namen der Millionen Opfer, die
in Jahrhunderten gefallen sind. Das unsichtbare Heer der Märtyrer begleitet sie.
Gilles Perrault beschreibt sie so: "Dieses unübersehbare Heer der Opfer, deportiert von Afrika nach Amerika, zerfetzt in den Schützengräben eines wahnsinnigen Krieges, lebendig verbrannt vom
Napalm, zu Tode gefoltert in den Kerkern der Wachhunde des Kapitals, füsiliert am Mur des Fédérés, füsiliertt in Fourmies, füsiliert in Sétif, zu Hunderttausenden hingemetztelt in Indonensien,
praktisch ausgerottet wie die Indianer Amerikas, massenhaft ermordet in China, zur Sicherung des freien Opiumhandels...Sie alle haben die Fackel der REVOLTE des in seiner Würde gekränkten
Menschen weitergereicht in die Hände der Lebenden. In die bald ermüdenden Hände jener Kinder der Dritten Welt, welche die Unterernährung, Tag für Tag, zu Zehntausenden tötet, in die
abgemagerten Hände der Völker, dazu verurteilt, die Zinsen für eine Schuld zu zahlen, deren Kapital ihre Führungsmarionetten ihnen gestohlen haben, in die zitternden Hände jener immer
zahlreicher werdenden Ausgegrenzten, die an den Rändern des Wohlstands vegetieren müssen (...). Hände von einer tragischen Schwäche, und fürs erste noch unvereinigt. Aber sie können nicht anders,
als sich eines Tages zu vereinen. Und an diesem Tag wird die Fackel, die sie tragen, einen Brand entfachen, die die alte Welt in Schutt und Asche legen wird." Quelle - Jean Ziegler - DIE NEUEN
HERRSCHER DER WELT und ihre globalen Widersacher)
Bis zum entgültigen Zusammenbruch der Sowjetunion im August 1991 lebten fast ein Drittel der Menschheit unter dem
korrupten System des Staatskapitalismus, das sich fälschlicherweise kommunistisch nannte.
An Geld mangelt es nie, wenn man damit auf die große Erlösung mit großen Erlösen spekulieren kann. Der Kapitalismus ist schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Endlosschleife von
Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Überproduktion, Kapitalvernichtung, Naturzerstörung, Kulturzerstörung, imperialer Selbstermächtigung, Weltordnungskrieg und wieder von vorn. Und so könnte das
auch wieder weitergehn – allerdings mit immer weniger Lebenssubstanz und immer weniger Natur und einer zunehmenden Barbarisierung der menschlichen Kulturen. (W.Pfreundschuh)
Wir waren es gewöhnt, in einer Welt der Lügen zu leben, darum wurden die Verbrecher immer sicherer und frecher!
Sie haben UNS mit nahezu allem ausgeplündert und betrogen, was man sich nur vorstellen kann.
Wir leben in einer verlogenen Welt, in einer verlogenen Zeit, haben eine verlogene Währung, die von verlogenen Banken gedruckt und ausgegeben wird. Dieses Währungssystem ist ein
Schuld-Zins-Knecht-System und kein richtiges Geld! Es ist nur ein Zahlungsversprechen, was JEDERZEIT verfallen kann. Alle 60 Jahre MUSS es Crashen und eine neue verlogene Währung ausgegeben
werden, damit das “Spiel” von neuem beginnen kann – wieder 60 Jahre lang! Früher wusste man:
Ging es auf die 60 Jahre zu, wird es Krieg geben, der Krieg wurde zum entschulden genutzt. Heute hat man andere “Instrumente”! In dieser verlogenen Welt, arbeiten rund um die Uhr verlogene
Politiker, im Verein und Hand in Hand, mit verlogenen Wissenschaftlern. Man hat verlogene Institutionen zugelassen, die sich das Vertrauern der Bürger erschlichen, um sie um ihr hart verdientes
Geld zu bringen. Alles was wir zu Wissen glauben, fast alles – ist FALSCH! (Steven Black)
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem
bestimmten Zeitraum
Was das BIP wachsen lässt.
- Nukleare Sprengköpfe und andere Waffen
- Krieg
- Gefängnisse
- Luftverschmutzung
- Ausgaben für die Staatsbürokratie
- Zerstörung der Natur
- Verbrauch endlicher Ressourcen
- langwierige Krankenbehandlungen
- Permanente Einnahme von Medikamenten
- Autos mit hohem Benzinverbrauch
- Konsum legaler Drogen, Werbung für diese und Entzugskuren von ihnen
- Konsum auf Pump
Was das BIP nicht anzeigt.
- Gerechtigkeit/ die Verteilung des Reichtums
- Zufriedenheit
- Maß der Selbstverwirklichung
- Qualität der Bildung
- Freundschaft
- Liebe
- Gesundheit
- seelisches Wohlbefinden
- Genuss von Natur
- ehrenamtliche Tätigkeiten
- spirituelle Erfüllung
Vermögensverteilung in Deutschland:
50 % der Bevölkerung haben 0,1 % des Vermögens.
40 % der Bevölkerung haben 41,2 % des Vermögens.
10 % Prozent der Bevölkerung haben 58,8 des Vermögens.
Wie und bei wem verschuldet sich der Staat?
Regierung, Staat und auch der Bürger selbst können kein Geld von der Zentralbank anfordern, was bedeutet, dass jeglicher
zusätzlicher Geldbedarf – z.B. um Investitionen des Staates in Infrastruktur, Schulen oder Universitäten zu gewährleisten – immer über einen Kredit und die Vergabe über eine private Geschäftsbank
erfolgen muss. Oder anders ausgedrückt: Neues Geld kommt immer nur in Form von neuen Schulden in den Kreislauf, für die Zinsen bezahlt werden müssen. Braucht der Staat nun Geld, beschafft die
“Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH” mit Sitz in Frankfurt/Main Geld am Markt, bei den privaten Geschäftsbanken. Im Gegenzug erhält die Bank z.B. Staatsanleihen, die handelbar
sind.
Warum leiht sich der Staat Geld bei privaten Banken, wenn er das Geld genauso zinsfrei selbst schöpfen
könnte?
Wenn der Staat das Geld schöpft, sei die Währung schnell nichts mehr wert, so das Argument der Gegner. Befürworter
argumentieren: Warum soll der Staat Anleihen herausgeben können, aber keine Währung? Beides sind Zahlungsversprechen.
Das eine mästet den Wucherer, das andere nützt dem Volk. (schrieb Thomas Edison in der New York Times). Wenn eine von der
Regierung herausgegebene Währung wertlos wäre, wären es die Anleihen ebenso. Es ginge auch anders. Der Bund könnte eine Währung emittieren, für die sich niemand verschulden müsste. In der
heutigen Geldordnung macht es hingegen keinen Sinn, wenn der Staat Schulden abbaut und Kredite zurückzahlt. Dieses Geld würde aus dem Geldumlauf verschwinden - es gäbe kein Geld mehr. Oder anders
gesagt: Existierte keine Verschuldung, würde auch kein Geld existieren.
Ist nachhaltiges Wirtschaften mit einem Geldsystem, das auf eine dauerhaft exponentiell wachsende Geld- und Schuldenmenge
angewiesen ist, um
nicht zu kollabieren, überhaupt möglich? Warum stellt kein Politiker diese Frage? Niemand traut sich an die Wurzeln des
Übels.
Quelle:
Bankgeheimnis Geldschöpfung
...Bankgeheimnis GeldschöpfungBankgeheimnis ...
Die grundsäztliche Akzeptanz von Konkurrenz und Profitprinzip eb
enso wie die politizistische Oberflächenhuberei haben offenbar die Kultur einer reflekrierten Kritik der politischen
Ökonomie derart ruiniert , daß sogar die primitivsten Denkfiguren der bürgerlichen ökonomischen Ideologie in den linken Diskurs eingemeindet worden sind. Robert Kurz
„Armer Mann und reicher Mann / standen da und sah’n sich an. / Und der Arme sagte bleich: / Wär’ ich nicht arm,
wärst du nicht reich.“ Bertolt Brecht
Wohlstand ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um damit Leute zu beeindrucken,
die man nicht mag.
Alexander von Humboldt
Was wäre, wenn wir in einer Gesellschaft lebten, in der nicht Banker, sondern Lehrer, Krankenschwestern usw. mit
finanziellen Belohnungen überschüttet würden? Was wäre, wenn wir ein Finanzsystem hätten, das Fairness belohnt statt Gier? Das ist Ihnen zu utopisch?"
Wer ohne Geld auf die Welt kommt, läuft sein Leben lang im Hamsterrad. Und vor lauter „Streß“ in unserer „schnelllebigen Zeit“ hat er nicht einmal die Zeit, um darüber nachzudenken.
Wer moralisch und ethisch einwandfrei ist, wer der Gesellschaft Nutzen stiftet und arbeitet, der kann der Zinsfalle kaum entkommen. Wer hingegen andere Menschen belügt und betrügt und ihnen
geschickt das Geld abjagt, der kassiert Boni, Abfindungen, Provisionen, Diäten, Pensionen, Yachten, Schlösser, Dienstwagen und so weiter, ganz ohne Fleiß, nur durch den Verkauf des eigenen
Gewissens und der Menschen, die einem vertraut haben. Diese Negativ-Selektion führt logisch und konsequent zum Zerfall der Gesellschaft.
„Würden die Menschen verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution – und zwar schon morgen früh.“ (Henry Ford, 1863 - 1947).
Von der Volksherrschaft des Kapitals
zur demokratischen Erwirtschaftung des gesellschaftlichen Reichtums
Die Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass das Geld auf dem Finanzmarkt immer wieder die Wirtschaft in eine Fiktion des
Wertwachstums treibt, weil sie Geld zu verwerten sucht, das nur beschränkt anwendbar ist. Das Geld saugt dort, wo es nicht verwertbar ist, wo es also kein wirkliches Mehrprodukt schafft, alle
Werte auf, die es auch durch nichts Wirkliches ersetzen kann. Das Geld, das die Banken auf den Markt werfen und um das die Aktienmärkte kämpfen, zergeht immer wieder in immer größere Blasen,
welche zunächst die Krisen des Finanzmarkts und dann auch die reale Wirtschaft, Betriebe und Arbeitsplätze niedermachen. Und das Zerstörte verbleibt als ungeheuere Schuldenlast des Staates,
welche seine Bürger zu tragen haben, die gerade noch die Werte für das Geld erzeugen mussten, bevor es sich in erneuerte Schuld auflöste. Das Kapital betreibt diesen Unsinn schon sein über 200
Jahren und verschärft ihn zu immer größeren Verwertungslöchern. Da hinein gestopft werden muss dann wieder realer Wert, also menschliche Arbeit, die nichts anderes zu bringen hat, als die Löcher
des Finanzmarktes wieder zu flicken.
Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass die Politik nicht mehr in der Lage ist, diesen Entwertungskreislauf wirklich
aufzufangen. Die Mittel, die hierfür früher noch tauglich waren, vor allem die Eroberung von wirtschaftlichem Einfluss auf andere Märkte und Länder durch Kriege und anschließender
Marktentwicklung auf verbrannter Erde, sind immer weniger tauglich, die Marktentwicklung für das Kapital sicher zu stellen. Die Politik ist nun auch für alle sichtbar in einem Dilemma. Nur schwer
kann sie die Hintergründe verbergen, auch wenn sie sich nur angebliche Fehlleistungen der Banken oder Manager in den Vordergrund stellt. Nein, sie haben nicht falsch funktioniert. Die Banken
mussten Kredite verschleudern, um ihr ungedecktes Geld loszuwerden. Und die Manager mussten in Geld schwimmen, um der Wirklichkeit ihrer Taten entzogen zu bleiben. Betrug, Korruption,
Insolvenzverschleppung, Lohndumping, Betriebsschließungen usw. waren zur Selbstrettung nötig um privat zu sichern, was gesellschaftlich sowieso schon wertlos war. Ja, es war pure Notwehr der
Klasse der Geldbesitzer gegen die Entwertungstendenz ihrer Wirtschaft.
Und so ähnlich funktioniert auch die Selbstrettung des bürgerlichen Staates, die Notwehr der Politik gegen ihre eigene
Überflüssigkeit. Aber sie ist noch weit grotesker, als die der Wirtschaft. Das Strecken der derzeitigen Krise auf 20 Jahre Staatsverschuldung ist schon von der Rückzahlung her eine Illusion, wäre
die ganze Wirtschaftsleistung 20 Jahre dazu gezwungen, einen Berg von 1,6 Billionen Euro abzutragen. Bislang in relativ guten Zeiten war man schon glücklich, wenn alleine die Neuverschuldung sich
reduzieren ließ. Aber Geld funktioniert auf dem Finanzmarkt eben anders: Es wird durch Banken geschöpft und durch Banken vertan und durch National- und Länderbanken vergeben und kreditiert. Es
handelt sich bei dem Geld, das in der sachbezogenen Wirtschaft zirkuliert, bei dem Geld also, das noch wirklich als Zahlungsmittel auftritt, gerade noch um ca. 3-5 % der vorhandenen Werte. Die
anderen Werte bestehen nur noch aus Verpflichtungen durch Schuldverhältnisse, sei es in Form von Wertpapieren, Devisen, Staatsschulden oder Kredite. Aber das ist alles nicht so schlimm, wenn man
weiß, dass es letztlich ja des Bürgers Pflicht ist, das Allgemeine zu erhalten und also sich auch der übergroßen Schuld pflichtschuldigst zu beugen. Die einfache Vorstellung eines besseren Lebens
hat auch schon mal ganze Volkswirtschaften vom Übel der Gegenwart erlöst und mit dem Heil einer großen Zukunft, mit der Fiktion von Größe und Weltmacht versorgt. So lässt sich auch im Abgrund
leben. Es genügt vielleicht schon, wenn die Westerwelle noch weiter in den Osten schwappen kann. Arbeitsloigkeit und Niedergang ist man dort ja längst gewohnt.
Die Verschuldungsspiralen der Nationalwirtschaft können auf Dauer weder durch Ökonomie noch durch Politik
aufgehalten werden. Alleine die Zinsen für die Staatsverschuldung von derzeit ca. 74 Milliarden Euro pro Jahr fressen alles auf, was erwirtschaftet werden könnte – mal ganz zu schweigen davon,
dass die Tilgung nicht von denen getragen wird, die sie verursacht haben, sondern von den Bürgern, die nichts anderes einsetzen können, als ihr Leben und ihre Kraft. Die Politik kann die Probleme
nicht mehr lösen, sondern diese nur in immer engerer Logik forttreiben, weil sie nicht mehr auf den Punkt kommen kann, wo sich das System wieder auf Null stellen lässt. Die alten Mechanismen
versagen. Die Illussion ist ungemein teuer.
Ein dritter Weltkrieg lohnt sich nicht mehr wirklich, auch wenn permanente Kriege die Deckungskrisen der Wirtschaft und
Politik in der Waage halten müssen. Es ist inzwischen schon vielen ganz normalen Nationalökonomen und Politkern klar, dass die Wirtschaft sich innerhalb des bestehenden Systems nicht mehr
erholen kann. Nur die herrschende Politik und das herrschende Kapital wollen das grausame Spiel noch weitertreiben, weil sie eben davon leben. Die anderen müssen mit einer versteinerten Welt
zurecht kommen. Hoffnungslosigkeit, Depressionen und Aggressionen machen sich breit, wenn die Beteiligung an der gesellschaftlichen Entwicklung keine Zukunftsperspektive mehr ist.
Den Preis zahlen die Menschen. Die einen durch ihre Arbeit, die anderen mit der Armut, in sie sie geraten, wenn sie aus
den Arbeitsverhältnissen herausfallen oder schon draußen sind. Allein schon das Vorhaben der sogenannten Steuerreform wird die Länder und Kommunen schwer belasten. In Niedersachsen spricht man
schon vom Kollaps der Landespolitik. Das konkrete Sozialverhältnis in den Städten und Gemeinden wird immer mehr Armut zu bewältigen haben, weil immer mehr Armut und immer weniger Sozialgeld durch
die Zerschlagung der Arbeitsstätten oder Arbeitsplätze da sein wird. Und wer die soziale Entwicklung unter solchen Bedingungen kennt, der weiß auch, dass sich hier der gesellschaftliche
Niedergang in der Verwahrlosung von großen Teilen der Bevölkerung forttreibt und reaktionäre Erregungen in Gang setzt. Die sozialen Probleme werden auch die politischen zu Platzen
bringen.
Die ökonomische Form der bürgerlichen Gesellschaft hat die politische Form ihrer Repräsentanz voll im Griff. Die
bürgerliche Gesellschaft, die Gesellschaft, die sich durch versammelte Meinungen in ihren Parlamenten repräsentiert sehen will und sich durch Gütertausch ökonomisch erhält, ist längst am Ende.
Der Kapitalismus in der jetzigen Form aber noch lange nicht. Der Verschuldungskapitalismus könnte noch einige Zeit so weiterlaufen, wenn dem Verbrauch von Menschen, Natur und Kultur nicht endlich
durch die Menschen selbst ein Ende gesetzt werden kann. - Doch wie kann dies gehen? Wolfram Pfreundschuh
© Daniel Roland/AFP/Getty Images
Leute, die Party machen, sind besser als diejenigen, die in irgendwelche Rohstofffonds investieren und damit die
Welt in den Untergang treiben. Man muss das Geld zirkulieren lassen. Das Geld ist kein echter Wert, das Leben schon.
Das zur Bankenrettung bereitgestellte Kapital erreichte die unvorstellbare Summe von 500 Milliarden Euro. Allein bei
der Hypo Real Estate Bank fehlten 102 Milliarden, dann noch einmal 40 Milliarden und kürzlich wurden Papiere der Hypo Real Estate Bank im Wert von 200 Milliarden Euro in eine sogenannte Bad-Bank
ausgelagert. Wie es weitergeht, steht in den Sternen, zur Rechenschaft gezogen wurde niemand.
Seit dieser unter der Bezeichnung „Internationale Finanzkrise“ laufenden verbrecherischen und desaströsen
Finanzmanipulationen rechnet man in Regierungskreisen nur noch mit Milliarden. Der europäische Rettungsschirm für die Gemeinschaftswährung beträgt sogar 750 Milliarden Euro. Die Bevölkerung wird
zur Kasse gebeten, die Spekulanten haben sich saniert, machen weiter und baden sich in satten Gehältern, Bonuszahlungen, Abfindungen oder Renten.
Zwei weitere Zahlen sollten nicht verschwiegen werden, nachdem nun wieder überall zu hören ist, die DDR sei vor ihrer Übernahme durch die reiche BRD schon bankrott gewesen. Es sind noch
unvorstellbarere Zahlen als die für die Rettung der Banken und des Euro: Die Staatsverschuldung in Deutschland beläuft sich zurzeit auf die Summe von rund 1.800 Milliarden Euro, das sind also 1,8
Billionen. Und die Staatsverschuldung der USA beträgt sogar mehr als 13,6 Billionen Dollar.
Für sozial Schwache, für Kultur und Bildung ist kein Geld da, die Zahl der Leiharbeiter und Hartz-IV-Empfänger wächst.
Zugleich hören wir, dass die Finanzspekulationen weitergehen, dass zum Beispiel Manager der heruntergewirtschafteten und staatlich gestützten Banken nach wie vor Gehälter in zum Teil
zweistelliger Millionenhöhe erhalten. Die verstaatlichte Hypo Real Estate Bank verteilt 25 Millionen als Boni an ihre Mitarbeiter, sie zahlt Jahresgehälter von jährlich 500.000 Euro und bewilligt
Rentenansprüche für kurzfristige Vorstandstätigkeiten von monatlich 20.000 Euro.
(Quelle - Nachdenkseiten!)
Du gibst nur etwas, wenn Du dich selber gibst. Und der Augenblick wird immer der heutige Tag
sein und nicht die Zeit deiner Erben.
Oft sagt ihr: "Ich möchte wohl geben, aber nur dem, der es verdient." Reden die Bäume in
eurem Garten etwa so oder die Herden auf eurer Weide? Sie geben, um zu leben, denn geizen
heißt sterben.
Also seht euch nicht in dem Augenblick, in dem ihr etwas teilt, als großzügige Menschen.
Denn in Wahrheit teilt das Leben und lässt teilhaben, und die Menschen sind nichts als
Zeugen ihrer eigenen Existenz. Paulo Coelho
Im Buddhismus gibt es ein Gebot, das lautet: Schlage keinen Profit aus dem Leiden anderer. Unsere sinnentleerte und
machtorientierte Religion hier hat dieses Gebot nicht. Es ist ein sehr wichtiges Gebot, geradezu ein ethischer Grundsatz, der immer wichtiger wird, je mehr die Welt vernetzt wird. Hier sehe ich
auch die größte Gefahr für unser System, denn ich vermute, der nächste “Hitler” kommt nicht mehr als Politiker. In einer Zeit, in der die Politiker mehr und mehr zu Vasallen der Wirtschaftsbosse
und Atlaten der Einschaltquoten verkommen, besteht die Gefahr, daß er als Wirtschaftsboss und teleintelligente Marionette von einem dieser globalen Multi-Fusions-Konzerne in Erscheinung
tritt. (Hernry Commonwood)
"Faßt man die gesamte Zeit zusammen, die in allen Berufssparten und Sphären mittelbar oder unmittelbar der
Geld/Tauschlogik "geopfert" wird, kommt man auf gute 80 % bis 85 % der insgesamt gesellschaftlich "verausgabten" Zeit. Niemals zuvor hat der Homo Sapiens derartig viel Zeit benötigt, um über
einen absurden Umweg, verbunden mit gravierenden Folgen fur Psyche, Gesundheit und Natur, seine Produkte konsumieren zu dürfen (Welch eine Ironie! Die Geldwirtschaft kann ihre Umwege nicht mehr
bezahlten. Dem Geld geht das Geld aus)."
krisis
krisis. Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft ... Die H
intergründe der Krise und ihre Auswirkungen auf die Bankbeschäftigten Weiterlesen » ...
Warum am Platzen der Finanzblase nicht die “Gier der Banker” Schuld ist und es keine Rückkehr zum “Rheinischen
Kapitalismus” geben kann
Eine neue Dolchstoßlegende macht die Runde: „unsere Wirtschaft“ soll der grenzenlosen Habgier einer Handvoll Banker und Spekulanten zum Opfer gefallen sein. Gefüttert durch das billige Geld der
US-Zentralbank und unterstützt durch unverantwortliche Politiker hätten sie die Welt an den Rand des Abgrunds geführt, während „die Ehrlichen mal wieder die Dummen“ seien.
Nichts ist sachlich so falsch und ideologisch so gemeingefährlich wie diese auf allen Kanälen der öffentlichen Meinung verbreitete Vorstellung. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die ungeheure
Aufblähung der Finanzmärkte ist nicht Ursache der Misere, sondern war selber schon ein Ausweichmanöver vor der fundamentalen Krise, mit der die kapitalistische Gesellschaft bereits seit den
1970er Jahren zu kämpfen hat. Damals endete mit dem Nachkriegsboom eine lange Periode selbsttragenden realwirtschaftlichen Wachstums, das die Ausweitung und Verallgemeinerung der industriellen
Produktionsweise auf neue Sektoren wie etwa die Autoherstellung zur Grundlage hatte. Zur Produktion der Massenwaren waren in den 1950er und 60er Jahren Massen an zusätzlichen Arbeitskräften
erforderlich, die dadurch in Lohn und Brot standen und sich eben deswegen die Massenwaren auch leisten konnten. Seitdem hat die flächendeckende Rationalisierung in den Kernsektoren der
Weltmarktproduktion, die immer mehr Arbeitskräfte durch automatisierte Prozesse ersetzt, diesen Mechanismus zerstört und damit die Voraussetzung für einen von der Realwirtschaft angetriebenen
Boom. Die klassische kapitalistische Krise ist von der fundamentalen Krise der Arbeit abgelöst worden.
Entwertete Arbeitskraft – „überflüssige“ Menschen
Es gehört zu den verrückten Widersprüchen der kapitalistischen Produktionsweise, dass der ungeheure Produktivitätssprung durch die „mikroelektronische Revolution“ nicht etwa ein gutes Leben für
alle ermöglicht hat. Im Gegenteil: Die Arbeit wurde verdichtet, das Arbeitstempo beschleunigt und der Leistungsdruck erhöht; weltweit müssen sich immer mehr Menschen zu den schlimmsten
Bedingungen verkaufen, weil ihre Arbeitskraft gemessen am gültigen Produktivitätsniveau immer weiter entwertet wird.
Zu den Widersprüchen des Kapitalismus gehört aber auch, dass er sich damit die eigenen Grundlagen entzieht. Denn eine Gesellschaft, die auf der Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft beruht,
stößt an ihre strukturellen Grenzen, wenn sie diese Arbeitskraft in wachsendem Maße überflüssig macht. Die weltwirtschaftliche Dynamik wird schon seit über dreißig Jahren nur noch durch eine
immer größere Aufblähung von Spekulation und Kredit („Fiktives Kapital“) in Gang gehalten. Das Kapital wich an die Finanzmärkte aus, weil die Realwirtschaft keine ausreichenden
Anlagemöglichkeiten mehr bot. Die Staaten verschuldeten sich, um ihre Haushalte zu decken und immer mehr Menschen finanzierten ihren Konsum direkt oder indirekt auf Pump. Auf diese Weise wurde
die Finanzsphäre zur „Basisindustrie“ des Weltmarkts und zum Motor des kapitalistischen Wachstums. Die viel gepriesene Realwirtschaft ist also nicht durch die Finanzsphäre „erdrückt“ worden. Im
Gegenteil: sie konnte nur noch als deren Anhängsel erblühen. Das „chinesische Wirtschaftswunder“ und der „Exportweltmeister Deutschland“ wären ohne den riesigen globalen Verschuldungskreislauf
der letzten Jahrzehnte mit den USA im Zentrum nicht möglich gewesen.
Notstandsverwaltung und Stagflation
Die Grenzen dieses Krisenaufschubs sind nun erreicht. Grund zur Freude ist das nicht. Die Folgen werden dramatisch sein. Denn nun entlädt sich das gesamte aufgestaute Krisen und
Entwertungspotential der letzten dreißig Jahre mit voller Wucht. Die Politik hat allenfalls Einfluss auf das Tempo und den Verlauf dieses Prozesses. Grundsätzlich aufhalten kann sie ihn nicht.
Entweder die billionenschweren „Rettungspakete“ verpuffen und die Krise schlägt mit katastrophalen Folgen auf die „Realwirtschaft“ durch. Oder sie „greifen“ noch einmal und exorbitant steigende
Staatsverschuldung wäre das Ergebnis, gefolgt vom nächsten, noch größeren Krisenschub in naher Zukunft. Die Rückkehr der „Stagflation“ – der Gleichzeitigkeit von chronischer Rezession und
galoppierender Inflation – auf weit höherem Niveau als in den 1970er Jahren, zeichnet sich jetzt schon ab.
Sind schon in den letzten Jahrzehnten die Lohneinkommen massiv gedrückt, die Arbeitsbedingungen prekarisiert und große Teile des öffentlichen Sektors privatisiert worden, so wird nun ein ungeahnt
großer und weiter wachsender Teil der Menschheit schlicht für „überflüssig“ erklärt werden. Die vielbeschworene „neue Rolle des Staates“ wird mitnichten in der Wiederherstellung eines
„Rheinischen Kapitalismus“ der 60er Jahre mit Vollbeschäftigung und wachsendem Wohlstand bestehen, sondern darin, den sozialen, rassistischen und nationalistischen Ausschluss zu organisieren und
zu verwalten. Die Rückkehr der „Regulation“ und des „Staatskapitalismus“ ist nur noch in der Gestalt einer autoritären und repressiven Notstandsverwaltung denkbar.
Die Welt ist zu reich für den Kapitalismus
Die aktuelle Finanzmarktkrise markiert den Wendepunkt in der Epoche des fiktiven Kapitals und damit erreicht die fundamentale Krise des Kapitalismus, die sich schon in den 1970er Jahren
abzeichnete eine neue Stufe. Diese Krise ist nicht nur die eines spezifischen „angelsächsischen Systems“ des „Neoliberalismus“, wie unter Mobilisierung antiamerikanischer Affekte mit teils
deutlich antisemitischem Einschlag überall behauptet wird. Vielmehr zeigt sich nun, dass die Welt für die armselige kapitalistische Produktionsweise längst zu reich ist; dass die Gesellschaft
auseinanderbrechen, verwildern und in Elend, Gewalt und Irrationalismus versinken muss, wenn es nicht gelingt, diese zu überwinden.
Nicht die „Spekulanten“ und die Finanzmärkte sind das Problem, sondern der Widersinn einer Gesellschaft, die Reichtum nur als Abfallprodukt gelingender realer oder fiktiver Kapitalverwertung
produziert. Eine Rückkehr zu einem scheinbar soliden, auf dem Einsatz von Massenheeren der Arbeit gegründeten Kapitalismus ist weder möglich noch erstrebenswert.
Jedes Opfer, das nun abverlangt wird, um die (selbst)zerstörerische Dynamik dieser widersinnigen Produktions- und Lebensweise weiter in Gang zu halten, ist ein Hohn auf das gute Leben, das längst
möglich wäre: in einer Gesellschaft jenseits von Warenproduktion, Geld und Staat. Die Krise stellt die Systemfrage. Es kommt drauf an, sie zu beantworten.
Gruppe Krisis
Die Verbreitung dieses Textes ist ausdrücklich erwünscht.
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 hatte aber interessanterweise ein paar Parallelen, die sich deutlich zu erkennen
sind. So waren zum Beispiel damals schon die Einzelwirtschaften und Finanzen sehr eng mit einander verwoben.
Der Aktienmarkt war 1929 stark überbewertet und brach nach kleineren Zuckungen am 24. Oktober 1929 zusammen. Unmengen
Gelder wurden aus dem Ausland abgezogen und flossen in die USA zurück. Vergle heute: Lehman Brothers zog vor dem Zusammenbruch auch noch schnell die letzte Liqudität aus dem Ausland ab. Manche
Bank spendete sogar: z.B. die KfW-Bank... DANKE! Durch diesen Kreditabzug traten in vielen Staaten der Welt wirtschaftliche Krisen auf, die zu Massenarbeitslosigeit, einem starken Rückgang des
Welthandels und sehr protektionitischen Maßnahmen der einzelnen Staaten führte. Von dem Sozailabbau, der die Politik stark radikalisierte und im Nationalsozialismus führte, ganz zu schweigen.
Allerdings darf man den damaligen Sozialstaat nicht mit unserem heutigen übersatten Angebot vergleichen. Ein wenig mehr Wertschätzung für die Leistungsträger (das sind ja nicht zwangsläufig immer
die Banker...) dieses heutigen Systems wäre schon nicht schlecht.
Überproduktion und Überangebot, was zu fallenden Preisen führte, werden heute als Ursachen für die Weltwirtschaftskrise
1929 genannt. Der Zusammenbruch der Börse war der Start in die lang andauernde Krise. Menschen hatten Kredite, ja ihr ganzes Vermögen, in Aktien investiert, um am Wohlstand teilhaben zu können.
Panikartig verkauften die ihre Papiere und rissen die Börse in den Abgrund. Der Dow Jones Index fiel in zwei Tagen, am schwarzen Donnerstag und am schwarzen Freitag, um zusammen 24,4%. Da dieser
Absturz für viele sehr überraschend kam, liefen die Schockwellen der Depression schnell durch die Vereinigten Staaten und dem Rest der Welt. Der Zusammenbruch von heute ist ja schon länger
erwartet worden, aber die Gier war wohl heute vergleichbar groß. Und da wahnsinnig viel Geld im Umlauf war, wurde die Geldmenge des Dollars um 30% in vier Jahren von 1929 ab reduziert. Was den
Dollar zwar wieder wertvoller machte, aber die Krise nach Meinung vieler Ökonomen verschärfte.
Durch den Zusammenbruch der Banken fehlte es vielen Banken an Geld für Kredite, um Neuinvestionen und laufende Kosten zu
bezahlen. Dadurch sank die Produktion erheblich, in den USA um 50%. Die Arbeitslosigkeit stieg erst verspätet an, dann allerdings in Deutschland von 1929 mit 1,4 Millionen auf 1932 mit über 6
Millionen. Das waren immerhin 16,3% der deutschen Bevölkerung. Nun ist die heutige Produktivität des einzelnen heute allerdings erheblich größer, sodass wir eine solche Zahl bestimmt verkraften
könnten.
Und während ich mich so mit dem Thema beschäftige, verläßt mich irgendwie die Lust, hier weiter zu machen. Das Thema macht
einfach depressiv... Ich glaube, ich geh mal schnell mein Geld aus.
Die Banken verdienen gut an ihrer eigenen Rettung
Die parteifreie Kandidatin zur Bundestagswahl, Monika Herz, beantwortet eine Wählerfrage zur Finanzpolitik.
Wenn der Staat Schulden machen muss, weil er die erforderlichen Maßnahmen nicht aus dem normalen Staatshaushalt abdecken
kann, dann kann er nicht einfach Geld drucken. Dieses Privileg ist der Notenbank vorbehalten. Lt. ZDF leiht der Staat zu 97 % Geld bei Banken und Investmentfonds und zu 3 % bei uns Bürgern über
Bundesschatzbriefe.
Demnach leiht sich der Staat das Geld, das er zur Rettung der Banken verwendet, bei den Banken selbst und zahlt es dann mit Zinsen zurück. Das heißt nach den Gesetzen der Logik, die Banken
verdienen gut daran, dass sie gerettet werden müssen. Ist das nicht eine clevere Geschäftsidee!
Wie geht das?
Ich hab das mal vom Prinzip her so gelernt: Jemand stellt eine Kreditanfrage an die Bank. Die Bank sagt: Ja, du bist
vertrauenswürdig. Ich möchte dir gerne einen Kredit geben. Die Bank schaut nach und sieht: Oh verdammt, ich bin ja selber pleite. Daraufhin geht sie zur Landesbank und sagt: Ich bräuchte da einen
Kredit. Die Landesbank sagt: Ja gerne. Schaut nach und sieht: Huch, ich hab ja selber gar kein Geld mehr! Daraufhin geht sie zur Bundesbank und hält die Hand auf. Die Bundesbank lässt von der
Europäischen Zentralbank Geld drucken und gibt es der Landesbank. Diese reicht es weiter an die Hausbank. Und die reicht es weiter an den ursprünglichen Kreditanfrager.
Im Prinzip läuft es mit den Staatsschulden ähnlich, nur dass der Staat wohl nicht in den unteren Banketagen das Geld leihen wird, sondern eher auf einer höheren Etage. Wie genau die Geldschöpfung
vonstatten geht, darüber werden wir allerdings nicht informiert.
Der Staat, also wir, gilt natürlich als absolut vertrauenswürdiger Kreditnehmer. Es gibt ja die ca. 80 Millionen Bürger, die als Bürgen für die Zinszahlungen geradestehen.
Es heißt, dass der Staat noch nie Schulden zurückgezahlt hat. Wenn Rückzahlungen fällig werden, springt gerne immer eine Bank ein, um die Schulden zu "kaufen". Wir zahlen "nur" die Zinsen. Diese
betrugen im Jahr 2007 40 Milliarden 500 Millionen. Allein die Verwaltungskosten für diesen Zinsetat betrugen 68 Millionen. (Quelle: www.bundesfinanzministerium.de ). Das ist der zweitgrößte
Posten im Staatshaushalt.
Wenn Sie sich tiefer mit dem Thema Zinssystem, Geldschöpfung und Spekulation und tiefere Ursachen der Weltfinanzkrise informieren möchten, empfehle ich Ihnen hier ein Interview mit Bernd Senf.
www.berndsenf.de
Es ist nun 10.38. Wenn ich die Zahl aufschreiben will, die auf der Zinsenuhr steht, krieg ich ein Problem. Die Zahl bewegt
sich so schnell, dass ich nicht recht mitkomme mit dem Schreiben. Pro Sekunde werden es 4.439 Euro mehr. Pro Sekunde! Aber nicht etwa, weil wir begonnen hätten, unsere Schulden zurückzuzahlen,
sondern weil der Zins die Summe ständig in die Höhe treibt. In 10 Sekunden sind das 44. 390 Euro. In 20 Sekunden 88.780 Euro. Alle 20 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Mangel. Wenn wir
aufhören würden, Zinsen für die Staatsverschuldung zu bezahlen, könnten wir stattdessen alle 20 Sekunden jenen Kindern 88.780 Euro zur Behebung des Mangels zur Verfügung stellen. Wie finden Sie
das?
Es ist 10.44. Die Zinsuhr sagt: 1.612.950.120…. In der Zeit, in der ich Ihre Frage beantwortet habe, hätten wir mehr als 6 Millionen Euro für sinnvollere Aufgaben verwenden können!
http://www.abgeordnetenwatch.de/monika_herz-180-25377.html#questions
Dass Geld nicht unbedingt reich macht, ist vom Standpunkt der Kultur unmittelbar einleuchtend. Auch kann eine
Vielfalt von Konsumgegenständen eher kulturelle Armut darstellen, als dass sie Reichtum bedeuten muss. Der Reichtum an Verfügungsmacht ist also durchaus kompatibel zur Armut der Verfügung, zur
Einfalt ihres wirklichen Vermögens. Wer sein ganzes Geld ausgibt, nur um es in seiner gesellschaftlichen Kultur auszuhalten, der ist nicht reich, weil er viel Geld ausgeben kann, sondern arm,
weil er es ausgeben muss. Er mag über alle Produkte verfügen können. In Wahrheit jedoch verfügen die über ihn, wenn er darin kein Bedürfnis nach den Menschen erkennen kann, die sie erzeugt haben.
Eine klassenlose Gesellschaft kann nur bestehen, wo Menschen ihre Bedürfnisse auf ihre Produkte frei beziehen können, unabhängig von einer gesellschaftlichen Verfügungsmacht, wenn sie
wechselseitig wirkliches Verlangen nach dem haben, was sie sind und was sie erzeugen. (Quelle - www.kulturkritik.net)
Ziel des neoliberalen Projekts ist es, die „Dritte Welt“ in die Erste zu tragen und ein globales Feudalsystem zu errichten. Überschuldete Haushalte sind kein Zufall. Sie entsprechen der Logik des
Systems und werden inszeniert. Denn nicht solvente, sondern zahlungsunfähige Schuldner verhalten sich gefügig gegenüber den Wünschen machthungriger Gläubiger. Griechenland war erst der Anfang.
Was heute dort geschieht, kann morgen auch bei uns geschehen. Der Artikel teilweise nicht mehr auf dem aktuellen Stand, enthält aber Gedanken und Anregungen grundsätzlicher Art. (Roland
Rottenfußer)
Nun hat es also auch eine „klassische“ europäische Nation getroffen. Und weder die Schweiz noch die reichen EU-Staaten sollten sich der Illusion hingeben, sie würden für immer von einer
Entwicklung wie in Griechenland verschont bleiben. Griechenland ist ein Bild dessen, was ihnen in der Zukunft widerfahren könnte. Staatsbankrotte sind die natürliche Folge einer Entwicklung, die
über Jahrzehnte zu beobachten war und die in der Natur des Zinssystems angelegt ist. „Wir haben versucht, auf der Schussfahrt zu wenden“ sang Herbert Grönemeyer über den Krebstod seiner Frau. Der
Zins ist der Krebs des Finanzsystems. Alle Anstrengungen, die Staatsverschuldung abzubauen oder auch nur zu stoppen scheitern nicht nur an der Eigendynamik der Exponentialkurve, sondern auch an
der Böswilligkeit der mächtigen Profiteure und an der Schwäche der Volksvertreter, die sich ihnen ausgeliefert haben.
Verschuldung verleiht dem Geld – und damit denen, die es besitzen – eine überproportionale Bedeutung, die für das Gleichgewicht der Kräfte innerhalb einer Gesellschaft tödlich ist. Wer in einer
Situation, wo Geld an allen Ecken und Enden fehlt, über ausreichende Liquidität verfügt, bestimmt die Gesetze des Handelns. Er kann dem Bittsteller – also uns allen – seine Bedingungen
aufzwingen. Wie man am Beispiel vieler Länder der Dritten Welt und jetzt am Beispiel Griechenlands gesehen hat, läuft es immer auf das gleiche hinaus: „Wir retten euch, aber nur unter ganz
bestimmten Bedingungen: Privatisierung, Deregulierung, Sozialabbau.“ Und niemand sollte meinen, die Mächtigen würden plötzlich von Mitleid ergriffen werden und davor zurückscheuen, uns, die
„europäischen Kulturnationen“ platt zu machen. Raubtiere kennen eine Beißhemmung, der so genannte Raubtierkapitalismus nicht.
Hungern für den Schuldendienst
Afrika hat längst erlebt, was den europäischen Ländern blühen könnte. Der 1999 verstorbene Präsident von Tansania, Julius Nyerere, sagte: „Müssen wir weiter unsere Kinder verhungern lassen, nur
damit wir unsere Schulden zurückzahlen können?“ (Quelle: Jean Ziegler, „Die neuen Herrscher der Welt“.) Genau das ist es aber, was die Gläubiger der ärmsten Länder bis heute von diesen verlangen.
Speerspitze der neuen globalen Feudalherren ist der Internationale Währungsfond (IWF). Der frühere Ministerpräsident Hama Amadou von Niger sagte: „Vor dem IWF gibt es kein Entrinnen! Das ist der
neue Kolonialherr“. Ist ein afrikanischer Staat Pleite, so schildert es Jean Ziegler in seinem Buch, müssen seine Minister als Bittsteller auf den Fluren des IWF-Büros warten. Geld gibt es immer
nur gegen eine „Absichtserklärung“, von Ziegler als „Erpressungswerkzeug“ bezeichnet. Die Absichtserklärung enthält immer die gleichen Reformvorschläge: „Steuerdisziplin, Haushaltskürzungen,
Privatisierung der nationalen Industrien und Ressourcen, Liquidierung der öffentlichen Dienste.“ Wie sollte man auch einer finanziellen Misere Herr werden, wenn nicht durch radikales Sparen?
Meistens knicken die bedrängten Regierungen dann ein – und belasten ihre Ärmsten und Normalverdiener.
Schauen wir uns in diesem Zusammenhang an, welche Forderungen die EU jetzt gegenüber Griechenland erhoben hat. Immer geht es um tiefe Einschnitte ins soziale Netz und bei den Gehältern von
Staatsbediensteten. „Wir denken schon, dass zusätzliche Maßnahmen von Griechenland erforderlich sind“, sagte der deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen nach einem Treffen der
EU-Finanzminister in Brüssel. Und er fügte hinzu, Griechenland müsse sich an dem messen lassen, was den ebenfalls hoch verschuldeten Ländern Lettland und Irland schon abverlangt wurde. Die Iren
etwa senkten das Kindergeld um 10 Prozent, das Arbeitslosengeld um 4 Prozent, die Gehälter beim Öffentlichen Dienst gar um 15 Prozent (Quelle: Welt online). Im Übrigen spielte die Erpressung
Irlands durch die EU auch eine wesentliche Rolle, als die Mehrheit der Iren im zweiten Referendum den Vertrag von Lissabon annahm. Mehr Hilfe für das finanziell klamme Irland gab es nur gegen
Fügsamkeit gegenüber den Forderungen der Mehrheits-Europäer. Auch die Demokratie nahm auf diese Weise Schaden – ein Präzedenzfall, der den neoliberalen Scharfmachern Lust auf noch mehr
Demokratieabbau machen könnte. Ist doch das einzige nennenswerte Hindernis für den neoliberalen Raubzug das lästige Volk, nach dem der schöne Begriff „Demokratie“ bekanntlich benannt ist.
Geldknappheit als „strategischer Hebel“
So war der Generalstreik der Griechen gegen die Sozialkürzungen sicher eine eindrucksvolle Demonstration von Widerstand. (In Deutschland, in dem Generalstreiks gleich vorsorglich verboten wurden,
wären wir froh um ein solch machtvolles Aufflammen des Volkszorns.) Dennoch wird der Streik im Ergebnis wohl nichts bewirken können. Ministerpräsident Papandreou sagte schlicht, er habe für die
Forderungen Verständnis, es gebe aber nun mal „kein Geld“. Man sieht, dass Geldknappheit der Dreh- und Angelpunkt ist, wenn es darum geht, den Volkswillen zu brechen. Selbst wenn eine
überwältigende Mehrheit gegen Sozialabbau ist, man kann ja leider Gottes nur das Geld ausgeben, was man hat. Die Tatsache, dass monströse Milliardenvermögen noch immer in den Händen der reichsten
10 Prozent gebunkert sind, wird natürlich verschwiegen, wenn man die „Alternativlosigkeit von Reformen“ unterstreichen will.
Was den Griechen blühen könnte, sollten sie dem „Druck der Straße“ nachgeben, machte die Ratingagentur S&P deutlich. Sie drohte, wenn der Aufstand der Massen das anvisierte radikale
Sparprogramm zu Fall brächte, müsse man die Kreditwürdigkeit des Landes noch niedriger einstufen – schlechter als das ohnehin schon bedrohliche „BBB+“. Das könnte bedeuten, dass Griechenland
entweder gar keine Kredite mehr bekommt oder zu erheblich höheren Zinsen. Anders ausgedrückt: Wem es schlecht geht, der wird, statt Hilfe zu bekommen, noch weiter geschröpft. Im Zusammenhang mit
dem fortschreitenden Demokratieabbaus bedeutet dieser Vorfall auch: Institutionen ohne demokratische Legitimation – etwa dubiose „Ratingagenturen“, IWF oder Weltbank – üben zunehmend Macht aus
über demokratisch gewählte. Kommt es dann zu einer direkten Willenskundgebung des „Souveräns“ und läuft diese den Absichten der transnationalen Feudalherren zuwider, so rennt dieser Impuls gegen
eine Mauer von Arroganz und inszenierten Sachzwängen.
Das neoliberale Projekt steht vor dem Ziel
Um es noch mal ganz deutlich zu sagen: Die Überschuldung der Völker ist nicht die Folge eines „Versagens“ der Politik und der internationalen Finanzwelt. Versagen würde ja beinhalten, dass jemand
ein gestecktes Ziel, z.B. einen ausgeglichenen Staatshaushalt, nicht erreicht hat. Ich behaupte aber, dass bestimmte globale Mächte nie etwas anderes beabsichtigt haben als die Verwandlung
selbstbewusster Völker in demütige „Working-Poor“Gesellschaften, die ihrer fortschreitenden Entrechtung mit einem resignierten „Hauptsache, ich habe überhaupt Arbeit“ zunicken. Statt von
„Versagen“ zu sprechen müsste man also sagen: Das neoliberale Projekt seit den frühen 80er-Jahren war ein voller Erfolg. Ziel dieses Projekts war es von Anfang an, die Dritte Welt in die Erste zu
tragen (Ansätze dazu gibt es jetzt in Griechenland). Endziel ist die Schaffung eines globalen Feudalsystems – Verelendung breiter Bevölkerungsschichten, finanzielle Privilegien einer mächtigen
Minderheit, Absicherung der Beute durch einen autoritären Überwachungsstaat.
Es sind diesbezüglich immer noch zu viele Illusionen im Umlauf – z.B. die Annahme, auf eine Phase neoliberaler Finsternis müsse naturgemäß ein neuer Morgen der Gerechtigkeit folgen. Manche
träumen von einem neuen 1968 und machen dies an Studentenprotesten fest oder an der Tatsache, dass in Bayern jetzt nach langer Alleinherrschaft der CSU die FDP mitregiert. Ich will nicht
behaupten, dass ein solcher Aufbruch zum Besseren ausgeschlossen wäre. Ich warne nur davor, sich diese Wende zu leicht vorzustellen. Man muss nur die Grafik einer Exponentialkurve betrachten, um
zu ahnen, dass wir auf eine Eskalation zusteuern. Der Kapitalismus (vor allem das Zinssystem, das sein Wesen ausmacht) funktioniert nicht wie die sanften Zyklen der Natur – eher nach dem Prinzip
zyklischer Totalzusammenbrüche.
Die „Schock-Strategie“ wirkt
Katastrophen beinhalten jedoch – wie wir bei Naomi Klein nachlesen können – nicht unbedingt die Hoffnung darauf, dass die herrschende Kaste aus Scham über ihr Versagen von der Macht zurücktritt.
Vielmehr bieten gerade Zusammenbrüche den Mächtigen eine perfekte Gelegenheit, noch perfidere Systeme der Unterdrückung und der Ausbeutung zu installieren. In ihrem Buch „Die Schock-Strategie“
schrieb Naomi Klein: „Krisen sind in gewisser Weise demokratiefreie Zonen – Unterbrechungen der normalen Politik, wenn die Notwendigkeit für Einverständnis und Einvernehmen anscheinend
suspendiert ist.“ Deshalb ist es aus Sicht des neoliberalen Projekts auch wichtig, den Menschen über ihre medialen Sprachrohre immer wieder einzubläuen: „Es ist Krise. Dies ist eine
Ausnahmesituation, in der außergewöhnliche Maßnahmen notwendig sind.“ Selbst wenn die meisten Menschen heute nicht anders leben als 2007, muss jeder in die Lage versetzt werden, dieses Mantra im
Schlaf herzubeten.
Was ich beschrieben habe, sind natürlich „Worst-case-Szenarien“. Man könnte sich auch hoffnungsvolleres ausdenken: Bestimmte Staaten lösen sich aus dem europäischen und atlantischen Bindungen
heraus und experimentieren – wie in Südamerika – mit einem „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Das Gezeter unter den Etablierten ist groß, und der erste Staat der ausschert, wird sich Schikanen
und internationale Isolation gefallen lassen müssen. Einem „Dominoeffekt“ folgend, werden allerdings immer mehr Staaten mit dem neuen Geist experimentieren, die EU und der transatlantische
kapitalistische Machtblock werden zerfallen. Bestandteile dieses Neue Sozialismus könnten sein: Rücknahme jeglicher Privatisierung von Gemeingütern (Wasser, Energie, Bahn). Bodenreform mit dem
Ziel, den Grundbesitz auf ein gesundes Maß zu begrenzen. Obergrenzen für Preise bei lebenswichtigen Gütern und Untergrenze für Löhne, damit verbunden auch ein „Kaufkraftschub“. Drastische
Besteuerung von Übervermögen. Im Zusammenhang mit allen genannten Maßnahmen finanzielle Gesundung der Staatshaushalte und mehr Handlungsspielraum für den Staat, der allen Menschen zugute
kommt.
Schluss mit unbegrenzten Zinszahlungen!
Die wichtigste Maßnahme, die zu ergreifen wäre, betrifft jedoch die Staatsverschuldung. Wie alle konkreten Taten muss sie im Denken vorbereitet werden und verlangt ein gewisses Maß an Mut: Wir
müssen uns von der Schuldentilgungslüge verabschieden, ebenso wie wir uns von der Vollbeschäftigungslüge trennen müssen. Die Staatsschulden in der gegenwärtigen Höhe können nicht mehr
zurückgezahlt werden, also sollte man den arbeitenden Menschen auch kein schlechtes Gewissen deswegen einreden. Diese sind durch ihre kollektive Zahlungsunfähigkeit lediglich Vollstrecker einer
historischen Notwendigkeit geworden. Die Forderung, dass die Steuerzahler geliehenes Geld an Privat-Gläubiger zurückzahlen sollte, ist im Prinzip legitim; die Forderung, wir sollten über
Generationen ein Vielfaches an Zins und Zinseszins berappen, so lange, bis uns die Luft zum Atmen ausgeht, ist allerdings nicht nur illusorisch, sie ist auch ethisch verwerflich. Wir brauchen
endlich ein Insolvenzverfahren für den Staat, einen geordneten Zahlungsstopp nach dem Grundsatz: Schuldentilgung ja, Zinszahlung ab einem gewissen Umfang nein!
Natürlich erfolgten die Vereinbarungen mit Gläubigern über Tilgung und Zins nach geltendem Recht, mit dem man nicht leichtfertig umgehen sollte. Wir müssen aber bedenken, dass der Punkt, an dem
Schulden nicht mehr rückzahlbar sind, an dem also streng genommen Recht gebrochen werden muss, ohnehin kommen wird. Die Frage ist nur: Wann wagen wir es, den ohnehin notwendigen Zahlungsstopp
durchzusetzen? Tun wir es jetzt, solange es uns noch leidlich gut geht, oder warten wir ab, bis das Sozialstaatsgebot der Verfassung, bis das Recht auf Leben, bis alle Gebote der Menschlichkeit
gebrochen worden sind? Nehmen wir also aus Angst, Tilgungsvereinbarungen zu verletzen, massive Verletzungen der Menschenwürde in Kauf?
Die inszenierte Schuldenfalle
Eskalierende, unumkehrbare Staatsverschuldung ist der „strategische Hebel“ (Albrecht Müller) des neoliberalen Projekts. Die Handlungsunfähigkeit der Staaten wiederum rührt von einem andauernden
Aderlass her, vom Abfließen seiner finanziellen Ressourcen in die Hände von wenigen Großvermögensbesitzern. Auf rätselhafte Weise kommen wir nie aus der „Schuldenfalle“ heraus. Scheint irgendwo
am Horizont Erleichterung in Sicht zu sein, „zwingt“ eine noch größere Krise, ein noch größerer Finanzbedarf den Staat zu immer unverantwortlicheren Anleihen bei unser aller Zukunft. Profiteure
sind stets die Groß-Gläubiger, die sich damit das Erstzugriffsrecht auf einen wachsenden Anteil der Arbeitserträge künftiger Generationen sichern. Zweifellos erfüllen dauerhaft überschuldete
Völker den Traum vieler Gläubiger von einer unversiegbar sprudelnden Geldquelle – und von wachsender Macht über die Schicksale dieser Völker. Nicht der solvente Schuldner ist für solche Gläubiger
rentabel, sondern der hoffnungslos überschuldete, denn er bringt ihnen über die Jahre ein Vielfaches der ursprünglich geschuldeten Summe ein. Ist es da nicht wahrscheinlich, dass Überschuldung
auch bewusst inszeniert wird?
In mehreren Zeitungen wurde berichtet, dass der US-Finanzriese Goldman Sachs Griechenland dabei geholfen habe, das wahre Ausmaß seiner Verschuldung mit Finanztricks zu verschleiern bzw. die
Schulden „in die Zukunft zu verschieben“. Europäische Regierungen (und Mainstream-Medien) geben sich nun empört über diesen „Betrug“. Kritische Autoren wie Simon Johnson und Albrecht Müller hegen
allerdings Zweifel daran, ob Europa an den Vorfällen ganz unschuldig war. „Es ist schlicht nicht vorstellbar, dass die Verantwortlichen bei der Europäischen Kommission, bei den einzelnen Ländern
und bei der Europäischen Zentralbank EZB nicht um den Zustand wussten.“ (Müller). Was bedeutet es aber, wenn Zentralbank und europäische Regierungen von den Finanztricks wussten, Griechenland
aber in die Falle laufen ließen, um sich dann hinterher lauthals zu beschweren und auf strenge Sozialkürzungen zu pochen? Solche Zusammenhänge sind ohne Insiderwissen schwer zu
durchschauen.
Die Griechen sparen, Banker verdienen
Als sicher kann gelten, dass diverse Bankhäuser dabei sind, an der Griechenlandkrise massiv zu verdienen. Laut „New York Times“ schließen internationale Finanzhäuser derzeit Wetten auf eine
griechische Staatspleite ab. „Spiegel online“ schrieb dazu Ende Februar: „Das hoch verschuldete Land im Süden Europas droht laut ‚New York Times’ durch einen massiven Angriff von Spekulanten in
den Ruin getrieben zu werden. Bezeichnenderweise seien an den Spekulationen vor allem jene Banken beteiligt, die Griechenlands Haushalt andererseits stabilisieren, indem sie dem Staat seine
Anleihen abkaufen. Mit anderen Worten: Die Banken sind an der hohen Verschuldung Griechenlands beteiligt – und wetten nun auf eine Pleite des Staats.“ Zu den genannten Bankhäusern gehören laut
„New York Times“ auch die UBS und die Deutsche Bank. Im Fall einer Staatspleite würden diejenigen profitieren, die Versicherungen auf Kreditausfälle abgeschlossen hätten. “Es ist, als kaufe man
eine Feuerschutzversicherung für das Haus des Nachbarn. Sie schaffen einen Anreiz, das Haus abzubrennen”, interpretiert der Banker Philip Gisdakis den Vorgang.
Wie in Max Frischs Stück „Biedermann und die Brandstifter“ scheinen die biederen europäischen Völker jedoch wild entschlossen, die Zündler, die sich in ihrem Haus breit gemacht haben, für
anständige Leute halten – selbst dann noch, wenn diese fast überdeutlich zu verstehen geben: „Ja, wir sind Brandstifter“. Es fragt sich, wann wir den Mut haben werden, die Brandstifter nicht nur
als solche zu benennen, sondern ihnen endlich auch die
Brandfackeln zu entreißen.
Wegen ihrer Großzügigkeit gegenüber den Banken muss die Bundesregierung im kommenden Jahr 86 Mrd. Euro Schulden machen,
statt sechs Mrd., wie es vor der Krise geplant war. Gleichzeitig konnten sich die deutschen Banken bei der Europäischen Zentralbank EZB mit billigen Krediten in Höhe von 442 Mrd. Euro versorgen,
für die sie nur ein lächerliches Prozent Zinsen zahlen müssen.
Die Regierung hat Milliarden in das Bankensystem gepumpt und die Staatsverschuldung derart hochgeschraubt, dass die
Bevölkerung auf Jahrzehnte hinaus wird zahlen müssen. Dennoch musste die Regierung kürzlich zugeben, dass die Banken nicht bereit seien, ihren Teil des Handels zu erfüllen, die Kreditvergabe zu
lockern und der Wirtschaft und der Industrie ausreichend Kredite zur Verfügung zu stellen.
Aber anstatt den Unternehmen Investitionen zu ermöglichen und Kredite zu niedrigen Zinsen zu vergeben, ziehen die Banken
es vor, ihre Bilanzen zu sanieren, indem sie mit sicheren Staatsanleihen handeln und exorbitant hohe Zinsen für Kredite und Überziehungszinsen bei Girokonten kassieren.
Die Deutsche Bank konnte so für das erste Quartal 2009 doppelt so hohe Profite, als von Marktanalysten erwartet,
ausweisen. Ein großer Teil ihrer Umsatzsteigerung ergab sich aus dem Handel mit Staatsanleihen, der durch das Bankenrettungsprogramm und durch die Konjunkturprogramme möglich geworden
war.
(Quelle - World Socialist Web Site)
STAATSVERSCHULDUNG - Die uferlos steigende Staatsverschuldung & die permanente Inflationierung der Währung wird
irgendwann im finanziellen Ruin - (STAATSBANKROTT), des betreffenden Landes enden. - Aber die Gewißheit, daß sich diese Ereignisse um zwei oder drei Generationen hinauszögern lassen, genügt der
politischen Kaste als Motiv, das makabre Spiel bedenkenlos weiterzutreiben...
Wenn Staatsschulden einmal bis zu einem gewissen Grad angehäuft sind, so lässt sich, glaube ich, kaum ein einziges
Beispiel für ihre richtige und vollständige Bezahlung anführen. Adam Smith, 1776
"Es leuchtet ein, wo mit der Anleihe nicht gleichzeitig eine Steuererhöhung stattfindet, kann der Zins der gemachten
Anleihe nur noch durch neue Anleihen gedeckt werden." Lorenz von Stein, 1960
"nichts ist richtiger, as das jeder Saat, der immerfort borgt, der nie die vorher gemachten Schulden abzahlt, endlich
untergehen muß." Karl August von Stunensee, 1800
So pünktlich und zuverlässig die staatlichen Schuldenmacher auch über Jahre und Jahrzehnte hinweg die Zinsen zahlen mögen;
An irgendeiner Stelle pLatzt einmal der immer weiter aufgeblasene Schuldenballon, mit oder ohne Revolution und Bürgerkrieg. Und was dann die Gläubiger noch zurückerhalten, bzw. was durch die
letzte Notbremse des Staates, nämlich die inflationäre Entwertung des Geldes und damit aller Ansprüche, von ihren ganzen Ersparnissen noch übrig bleibt, wissen wir aus der
Geschichte.
"Der Anstieg der STAATSVERSCHULDUNG ist aus mehreren Gründen bedenklich. Erstens bewirkt eine Ausweitung der
Staatsnachfrage grundsätzlich eine Zurückdrängung privater Investitionen bedingt durch steigende Zinssätze. Zweitens sinkt die Flexibilität der Haushaltspolitik, da ein immer größerer Teil für
Zinszahlungen und Tilgung aufgebracht werden muss. Und drittes ist der Staat wegen der zunehmenden Verschuldung gezwungen, an seiner an Wachstum orientierten Politik festzuhalten, um den
Schuldenberg mit wachsenden Steueraufkommen zu bewältigen. Wirtschaftswachstum ist jedoch mit schwer wiegenden Folgen für die UMWELT verbunden. Durch Wirtschaftswachstum werden erhebliche
ökologische Folgekosten produziert, die die Mehreinnahmen überkompensieren können und gleichzeitig zu irreparablen UMWELTSCHÄDEN führen." Helmut Creutz
Wovon wir alle leben
Eine Allmende ist kein Schlaraffenland, das leergefressen wird, sondern eher ein Picknick, zu dem alle etwas
mitbringen.
von Silke Helfrich - Ein Artikel aus dem Oya-Magazin!
Gemeingüter – was soll das sein? In jüngster Zeit wird die Vokabel oft zitiert, aber nur wenige wissen damit etwas anzufangen. Mit dem Begriff sind kaum Geschichten und Bilder verknüpft. Dabei
sind die Gemeingüter das, wovon wir alle leben. Oft bemerken wir sie erst, wenn ihr Schwinden die Existenz bedroht: wenn das Wasser versiegt, das Klima kollabiert oder uns der Zugang zu Wissen
verwehrt bleibt.
Im Dezember 2009 starrte die Welt auf Kopenhagen wie das Kaninchen auf die Schlange. In der dänischen Hauptstadt kamen jene zusammen, die behaupten, unsere Interessen als Bürgerinnen und Bewohner
dieser Erde zu vertreten. Es sollte um ein völkerrechtlich bindendes Abkommen mit quantifizierbaren Zielen für die Reduktion von Treibhausgasen gehen. Die sozialen Bewegungen mobilisierten, die
Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen analysierten, die Sicherheitskräfte observierten, und die Politiker debattierten. Doch nach dem Spektakel herrschte Katerstimmung. Die
Kurzsichtigkeit, mit der auf der Weltklimakonferenz Überlebensfragen verhandelt wurden, bot Anlass zum Verzweifeln. Gemessen an der dramatischen Bedrohung durch die Übernutzung des wichtigsten
globalen Gemeinguts, der Atmosphäre, kam das Versagen der multilateralen Verhandlungsstrukturen einer politischen Bankrotterklärung gleich. Die »Vertretung« unserer Interessen funktionierte in
Kopenhagen nicht. Der Schutz der Atmosphäre ebenso wenig. Nur bestimmte Lobbyisten – und die Hoteliers der Stadt – ließen die Sektkorken knallen.
Das Ergebnis war vorhersagbar. »Es gibt kein internationales Regierungshandeln, das die Ressourcen der Menschheit effizient verwalten und schützen würde«, so die ernüchternde Diagnose von James
Quilligan, seit Jahrzehnten als Commons-Experte in der internationalen Politikberatung tätig. Tatsächlich trug staatliches Handeln auf internationaler Ebene nur selten zum Gemeingüterschutz bei.
Mitunter wird auf das Montrealer Protokoll von 1987 verwiesen, ein »Meilenstein des Umweltrechts« zum Schutz der Ozonschicht. Das multilaterale Abkommen hat erheblich zur Reduzierung und
schließlich zur vollständigen Abschaffung der Emission chlor- und bromhaltiger Chemikalien wie FCKW beigetragen. Das ist ein seltener Erfolg.
Im Kontext von Kopenhagen aber wurde die führende Gemeinguttheoretikerin Elinor Ostrom, seit Oktober 2009 Wirtschaftsnobelpreisträgerin, nicht müde, eine zentrale Erkenntnis ihrer Forschung in
Erinnerung zu bringen: »Es reicht nicht aus, Regeln von oben zu setzen.« Zudem zeigen Ostrom und mit ihr Generationen von Gemeingüterforschern, dass sowohl der Staat als auch der Markt, aber
auch Gemeinschaften im Umgang mit Gemeingütern einmal erfolgreich sind und ein anderes Mal scheitern. Gleich, welche These man zu bestätigen sucht, man wird immer großartige Beispiele zitieren
können und zugleich von Misserfolgsgeschichten zu berichten wissen. Dadurch wird klar: Wir dürfen uns weder auf einzelne Akteure verlassen noch auf bestimmte Eigentumsformen, noch gibt es leicht
kopierbare Institutionen und Regelwerke. Was in Deutschland geeignet ist, den Wald naturnah zu pflegen, wirkt in Brasilien in der Regel deplaziert. Stattdessen muss es gelingen, den Menschen die
Möglichkeit zu geben, »ihre eigenen Regeln zu gestalten«, meint Ostrom. Nur dann entwickelt sich Vertrauen als grundlegende Bedingung für Kooperation.
Es gibt keine Gemeingüter ohne gemeinsames Tun
Die Über- oder Unternutzung kollektiver Ressourcen ist weder dadurch zu lösen, dass wir endliche Ressourcen mit einem
Preisschild versehen, noch dadurch, dass wir Ressourcen, die sich durch ihren Gebrauch mehren, wie Sprache, Wissen oder Code, künstlich verknappen. Wir können, das zeigt Kopenhagen, diese Fragen
ebensowenig den Regierungen überlassen. Der Grund ist einfach: Wie andere Akteure auch ziehen Nationalstaaten im internationalen Konkurrenzkampf ökonomische und politische Macht aus dem Zugriff
auf diese Ressourcen. Warum sollten sie darauf verzichten? Zu Hause – etwa wenn es um die Sauberkeit der deutschen Flüsse geht – übernehmen einzelne Verwaltungen durchaus bemerkenswert
Verantwortung für nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung. Sobald sich jedoch die Möglichkeit eröffnet, Verluste auf andere abzuwälzen und den Umweltraum der Asiatinnen oder Afrikaner zu plündern,
präsentiert sich selbst eine bundesdeutsche Regierung in des Kaisers neuen Kleidern. Da wird mit nacktem Finger auf andere gezeigt: »China ist schuld!« Der Soziologe Bernd Hamm zieht aus der
traurigen Bilanz die Konsequenz: »Vergessen wir Kopenhagen!« Es gibt Gründe, mit solch harschem Urteil zu sympathisieren.
Verordnete Maßnahmen sind ineffizient, »weil sich die Menschen nicht mit ihnen identifizieren«, sagt Elinor Ostrom. Zudem verlangte dies einen Staat, der willens und in der Lage wäre, eine
gemeinwohlorientierte Ressourcenpolitik zu betreiben. Dies ist in wenigen Ländern der Fall. Vielerorts regieren Korruption, massiver Lobbyismus oder Wachstumsfetischismus.
Es ist klar, was zu tun ist und wie es zu tun ist. Statt Geld, Energie, Hirn und Talente weiterhin in Sackgassenverhandlungen zu investieren, kann all dies direkt und von jedermann in dezentrale
Energiegewinnung, in die Wiederbelebung des öffentlichen Nahverkehrs oder in ein Unterrichtsfach »Gemeingüter: Zukunft ist nicht (ver-)handelbar« investiert werden. Zudem könnten wir einmal
wöchentlich auf Nachrichten über Konkurrenz und Katastrophen verzichten und stattdessen darüber sprechen, was Menschen miteinander gelingt, wenn sie Energieressourcen in ihre Communities
zurückholen, wenn sie lebenswerte und beziehungsreiche Wohn- und Arbeitsorte schaffen oder gemeinwohlorientierte Lösungen für Bildung und Kultur entwickeln.
Es ist eine große Bewegung im Gang. Sie ist vielfältiger, als im Kontext der Klimaverhandlungen bereits sichtbar wurde. Doch diese Bewegung hat das Problem eines Neugeborenen. Sie hat sich noch
nicht selbst entdeckt, und ihr fehlt die programmatische Grundlage. Dennoch ist sie da. »Das eigentlich Erstaunliche«, so Bernd Hamm, »sind die Menschen. Für viele wird das Versagen der Politiker
gerade neuen Ansporn bringen. Sie, wir, werden unbeeindruckt weiter diesem Weg folgen, wir werden Häuser dämmen und Bahn fahren, wir werden […] Bürgersolarkraftwerke bauen, wir werden unseren
Kommunen Beschlüsse für erneuerbare Energien abringen, wir werden …«
Trotz allem scheint es wenig sinnvoll, das Kind mit dem Bad auszuschütten. Vergesst Kopenhagen nicht ganz! Wir brauchen beides. Eine starke Bewegung, die weniger verhandlungsfixiert ist, aber
auch multilaterale und von den nationalen Interessen unabhängige Strukturen. Sie müssen effektiv auf den Schutz der Gemeingüter ausgerichtet sein und die zahllosen Initiativen der Menschen vor
Ort direkt stärken. Das Ergebnis von Kopenhagen erinnert daran, wie dringend das Nachdenken über Gemeingüter in die Mitte der Gesellschaft zurückgeholt werden muss. Hier können wir neu
aushandeln, wie der Zugriff, die Nutzung und die Kontrolle von Gemeingütern gestaltet werden sollen. Peter Linebaugh, ein bedeutender Commons-Historiker der Gegenwart, nennt diesen Prozess des
Gestaltens Commoning. Linebaugh hat recht, wenn er meint, es gäbe keine Gemeingüter ohne Commoning, ohne gemeinsames Tun.
Was sind Gemeingüter?
Gemeingüter gehören nicht einem Einzelnen, aber auch nicht niemandem. Es sind all jene Dinge, die einer bestimmten Gruppe
»gemein« sind. Gemein bedeutete ursprünglich »mehreren abwechselnd zukommend«, später dann: »mehreren in gleicher Art gehörig«, woraus sich »gemeinsam« und »gemeinschaftlich« entwickelt hat.
Gemeingüter sind vielfältig in ihrer Erscheinung und Funktion. Sie sichern unsere Grundversorgung mit Nahrung, Energie und Medizin. Sie sind Essenz der Umweltleistungen, die wir zur
Wasseraufbereitung, Sauerstoffreproduktion und CO2-Absorption nutzen. Wir brauchen sie als Datenbank für Wissen und Informationen sowie als Quellen der Innovation und Kreativität: Kunst, Kultur,
das Internet, Wikipedia oder freie Software basieren darauf, dass Menschen miteinander teilen und weiterentwickeln, was sie vorfinden oder von vorangegangenen Generationen übernehmen. Ohne
Gemeingüter gibt es keine Fortbewegung und keine Kommunikation – denken wir an die Verkehrswege, die Sprache oder das elektromagnetische Spektrum.
Im Kern des Begriffs aber steht, dass Gemeingüter der sozialen Bindung dienen. Sozialer Zusammenhalt entsteht immer dann,
wenn wir uns über den Zugang, die Nutzung und Kontrolle dieser kollektiven Dinge verständigen und wenn wir sie reproduzieren. Gemeingüter fügen sich demnach aus drei Grundbausteinen:
1: Die Ressourcen selbst. Wasser und Boden, Code und Wissen, Algorithmen und Kulturtechniken, die Zeit, die Stille und die
Atmosphäre sind Gemein- oder »Allmend«-Ressourcen. Jeder Mensch hat grundsätzlich die gleiche Berechtigung, sie zu nutzen. Eine Person – ein Anteil, statt: Ein Dollar – ein Anteil!
2: Die Menschen, die diese Ressourcen in Anspruch nehmen. Gemeingüter sind ohne konkret handelnde Menschen in ihren
sozialen Umgebungen nicht denkbar.
3: Die Regeln und Normen, nach denen die Ressourcen verwaltet werden. Wenn ich Wasser oder Boden nutze, mindert dies die
Möglichkeiten des Gebrauchs durch andere. Teile ich hingegen Wissen oder Informationen, mehre ich die Nutzungsmöglichkeiten dieses Wissens für alle und auch für mich. Der jeweils sinnvolle Umgang
mit Gemeingütern ist unter anderem von der konkreten Ressource abhängig: Ist sie endlich oder nicht? Lässt sie sich problemlos vervielfältigen, oder sind der Vervielfältigung Grenzen gesetzt? Die
Regeln sind unterschiedlich, doch gemeinsam ist ihnen, dass sie von den Nutzern selbst bestimmt werden sollten. Sie entstehen aus dem direkten Bezug auf Verhaltenseinstellungen, Fertigkeiten und
Werten.
Die Leistungen der Gemeingüter sind vielfach weder Bestandteil des Bruttoinlandsprodukts, noch machen sie den Wachstumsindikatoren in den Nachrichten Konkurrenz. Stattdessen werden sie erst dann
wahrgenommen, wenn sie verschwinden: Wenn Saatgut nicht mehr von der Ernte einbehalten und im Folgezyklus ausgesät werden darf. Wenn Orte des Verweilens in den Städten zu Orten des Konsumzwangs
geworden sind. Wenn – wie für 2048 vorausgesagt – alle kommerziell nutzbaren Fischbestände kollabiert sein werden. Wenn das Klima kippt und der Zugang zu Wissen unter Verschluss gerät, was zu
überhöhten Preisen für lebenswichtige Medikamente oder für wissenschaftliche Artikel führt.
Elinor Ostrom hat unzählige Gemeingütersysteme weltweit durchkämmt und ist überzeugt: Die jeweiligen Nutzer wissen in der
Regel selbst am besten, was zu tun ist. Zu den Voraussetzungen, damit sie erfolgreich zusammenwirken können, gehört der bewusst gelebte Beziehungsreichtum des einzelnen Menschen zu Orten,
Ressourcen und den anderen. Überschaubare Systemgrenzen sind hilfreich. Sie ermöglichen direkte Kommunikation und klare Strukturen. Regeln und Entscheidungen müssen allen Betroffenen einleuchten,
was in überschaubaren Gemengelagen eher möglich ist als in globalen Klimaverhandlungen. Auch stabiles Wissen über die langfristige Entwicklung der jeweiligen Ressourcen sowie Monitoringverfahren
und Sanktionen gehören zu erfolgreichem Gemeingutmanagement. Wem im Umgang mit Gemeingütern welches Gewicht und welche Entscheidungsbefugnis zukommt, basiert in der Regel auf eingebrachten
Leistungen und Reputation. Wer sich als Trittbrettfahrer entpuppt, mit dem wird man weniger gern zusammenarbeiten. Wer als verlässlich gilt, der hat einen entscheidenden – oft auch materiellen –
Vorteil. Insider wissen, wem man vertrauen kann, Einsteiger können dieses Wissen nutzen. Das System als Ganzes profitiert.
Verschiedene Gemeingüter, ähnliche Logiken
Wären Internet und Wikipedia in ihrer fortdauernden Entstehung den Regeln des Markts und nicht jenen der Gemeingüter
unterworfen, würden sie heute kaum die Fülle an Innovationen und Informationen bieten, die jedem Menschen offenstehen. Doch das Internet ist als Gemeingut entstanden. 1989 schrieb Tim Berners-Lee
die Seitenbeschreibungssprache HTML und das entsprechende Internetprotokoll http. Berners-Lee wollte, dass die Ergebnisse von allen frei weiterentwickelt und genutzt werden können. Die
gemeinsamen Ressourcen sind der Code und das Wissen über die Netzarchitektur. Die Gemeinschaft sind all jene, die Code und Wissen weiterentwickeln, sowie jene, die die Regeln des Netzes pflegen:
Netzneutralität etwa oder dass das World Wide Web Consortium nur patentfreie Standards zulässt. Kein Markt und kein Staat haben dies gewährleistet, sondern die Internet Community selbst.
Grundbedingung für die Entfaltung des Internets als Gemeingut waren die Idee des Teilens und der Verzicht auf Kontrolle über andere. Aber nicht nur in der digitalen Welt sind
gemeingutreproduzierende Spielregeln möglich.
Im November 2009 titelte die Berner Zeitung: »Grindelwald ist nobelpreisverdächtig«. Sie ermöglichte der kleinen Schweizer
Gemeinde einen großen Auftritt. Der Ort erhielt seinen Namen zu Recht, denn »Grindelwald« geht zurück auf grintil, Riegel, und walt, Wald. Tatsächlich wird der Ausbeutung der Grindelwalder Flur
seit Jahrhunderten ein einfacher Riegel vorgeschoben. Die von der überwältigenden Kulisse der Eiger-Nordwand geprägte Kulturlandschaft erhielt ihr Gesicht nach Regeln, die 1404 im Taleinungsbrief
festgeschrieben wurden, der ersten schriftlichen Alpverfassung überhaupt. Der Brief legt fest, wie die privatrechtlich organisierten Alpkorporationen die Übernutzung der Alp verhindern. Dabei
belegen die Bestimmungen, wie ökologisch und beitragsorientiert die Grindelwalder Bauern schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts dachten:
Nur Tiere, die man winters in den Höfen füttern konnte, durften auf die Alp. Das Futterangebot im Winter bestimmte die Anzahl der Sommerweiderechte auf dem Gemeingut. Den Landbesitzern im Tal
wurden die »Kuhrechte« nach Besitzgröße zugeteilt. Diese Rechte sind bis heute nicht an die Person, sondern an den Bodenbesitz gebunden. Und sie sind nach außen unverkäuflich. Jedes Jahr sind die
Bergler zum »Tagwannen« – zur Alppflege – verpflichtet. Je mehr Kuhrechte, desto mehr Leistungen sind für die Gemeinschaft zu erbringen.
Dieses System hat die Übernutzung der Weiden verhindert, den Ausverkauf des Lands und die Konzentration des Landbesitzes erschwert sowie die Kultur der Alpwirtschaft gepflegt. Freilich sind die
Bergschaften mit neuen Problemen konfrontiert. So verbringen heute immer weniger Kühe den Sommer auf den Bergweiden. Unternutzung ist offensichtlicher als Übernutzung. Doch das Ringen um den
Erhalt des Systems lohnt sich, denn es bleibt ökologisch, sozial und ökonomisch sinnvoll, Milch und Käse auch künftig dort zu produzieren.
Gemeingüter verbinden Weltsichten
Klassische Indikatoren wie Wachstum oder das Bruttoinlandsprodukt sagen nichts darüber aus, ob sie der
gemeinwohlorientierten Nutzung der Gemeingüter oder ihrer Zerstörung zuzuschreiben sind. Sie befinden sich mitunter auch dann im Aufwärtstrend, wenn Lebenswichtiges vernichtet wird. Daher fällt
das von der Bundesregierung im Dezember 2009 beschlossene »Wachstumsbeschleunigungsgesetz« aus der Zeit. Wir brauchen nicht mehr von der Lebensqualität der Menschen weitgehend entkoppeltes
Wachstum! Wir brauchen ein Potpourri an Ideen, wie Wohlstand auch dann erreichbar ist, wenn der Kuchen nicht mehr wächst.
In einer Situation, in der sich sowohl das Vertrauen auf staatliche Planung als auch auf die »unsichtbare Hand« des Markts als Illusion erwiesen haben, ist es naheliegend, die Dynamik der
Gemeingüter zum zentralen Paradigma unseres Handelns zu machen. Das bedeutet auch, möglichst viel von jenen Dingen, die für ein würdevolles Leben nötig sind, jenseits des Verwertungsdrucks des
Markts zu entwickeln, was Menschen auf neue Weise zueinander in Beziehung setzt: Zentral sind hier die Bezugnahme auf Kenntnisse, Bedürfnisse und Wünsche der Menschen und nicht
Managerentscheidungen darüber, was auf dem globalisierten Markt noch platziert werden könnte.
Eine auf Gemeingütern basierende Wirtschaft – nennen wir sie nach Yochai Benkler vorläufig »Gemeine Peer-Produktion« (engl. commons based peer production) – steht für die Fokussierung auf den
gemeinsamen Nutzen, der auch für den Einzelnen als gewinnbringend erfahren wird, gleich ob die Peers freie Software produzieren oder eine Enzyklopädie, ob sie Pflegeleistungen erbringen,
Fahrräder, Lebensmittel oder Medizin herstellen. Unabhängig davon, ob der Begriff sich durchsetzt, geht es um eine künftige Ökonomie des Teilens und der Beteiligung, um faire Nutzung von
Ressourcen für den Gewinn an Lebensqualität statt für die Akkumulation von Gütern. Das ist geldeffizienter als das, was wir bislang tun: In guten Zeiten errichten wir Mega-Infrastrukturen für
Warenproduktion und -transport. In schlechten Zeiten privatisieren wir diese Strukturen oder bürden sie als Schuldschein den kommenden Generationen auf.
Gemeingüter als gemeinsame politische Plattform?
Gemeingüter bieten sich als Basis einer strategischen Plattform zum Umbau der Gesellschaft an, weil sie in allen
gesellschaftlichen Bereichen vorkommen, in der sozialen, natürlichen, kulturellen und digitalen Sphäre. Der Ansatz ermöglicht eine gemeinsame Reflexion vielfältiger Praxen, in der die
ökologische, die kulturelle und die soziale Dimension in organischer Weise verbunden sind.
Vermag eine moderne Commons-Debatte das lebensbejahende Prinzip der Vielfalt in den Mittelpunkt zu rücken? Vermag sie, Brücken zwischen Weltsichten zu schlagen und der großen und vielfältigen
Bewegung zu einem Ich-Bewusstsein zu verhelfen? Wird es gelingen, kooperativem Handeln entscheidende Impulse zu geben? Schließlich findet Kooperation nicht dort statt, wo Stress und
Konkurrenzdruck existieren, sondern dort, wo Stressoren abgebaut werden. Was kann die Wiederbelebung der Gemeingüter dazu beitragen?
Zu den Grundüberzeugungen der Debatte gehören das Vertrauen auf die schöpferischen Potenziale der Menschen und die Idee der Interrelationalität, des Aufeinander-Angewiesenseins: »Ich brauche die
anderen, und die anderen brauchen mich.« Es gibt keine Notwendigkeit, die kollektiven über die individuellen Interessen zu stellen oder umgekehrt. Der Fokus auf Gemeingüter entpolarisiert. Er
aktiviert eher die wichtigsten Motive politischen Handelns. Was in konservativer Sicht als Bewahrung der Schöpfung erscheint, lässt sich in linker Tradition als Verteidigung des Kollektivbesitzes
gegen private Aneignung verstehen. Das ermöglicht (bündnis-)politisch neue Verbindungen in ansonsten wenig verknüpften Milieus.
Neue Technologien ermöglichen neue Kooperationsformen
Die Geschichte der Menschheit kennt drei große produktive Revolutionen. Vor über 5000 Jahren, mit dem Entstehen der
Stadtstaaten, begann man, Menschen zur Schaffung von »Mehrwert« zu zwingen. Dieser Mehrwert stand der herrschenden Klasse zur Verteilung zur Verfügung. Die zweite Revolution setzte vor etwa 500
Jahren ein. Sie milderte den Zwang durch die Möglichkeit, dass Menschen ihre Produkte austauschten und Dinge zunehmend aus eigenem Antrieb herstellten. Die dritte produktive Revolution begann
gestern. Vor einem Vierteljahrhundert. Sie versetzt den einzelnen in die Lage, in Netzwerken Dinge zu schaffen, die allen zur Nutzung zur Verfügung stehen, und zwar aus sich selbst heraus, weil
sie eine Enzyklopädie, ein Betriebssystem oder ein Fahrzeug produzieren wollen. So wird – auf Augenhöhe – Zusammenarbeit auch zwischen Tausenden möglich. Es entstehen Artefakte von einer
Komplexität, die auch großen Unternehmen enorme logistische und konzeptionelle Schwierigkeiten bereiten würden. Diese »Gemeine Peer-Produktion« hat Harvardprofessor Yochai Benkler in seinem Buch
»The Wealth of Networks« als äußerst produktive Form beschrieben, Wissen und Code zu produzieren. Aber hilft uns dies im Umgang mit materiellen Dingen? Schließlich ist Wissen, anders als
Materielles, beliebig reproduzierbar. Peter Lingemann und Lisa Paus bringen die Brücke zwischen beiden Sphären in ihrem Artikel »Weg von der Ressourcenfrage« in der taz vom 2. September 2006 auf
den Punkt. In der Herstellung all dessen, was wir essen und trinken, anziehen und abnutzen, macht Wissensproduktion den Löwenanteil aus.
»Auch beim normalen Gebrauchsgut, etwa einem Hühnerei, ist entscheidend, durch welches Konzept man zu einem gesunden Hühnerei kommt; der Wert von Dotter, Eiweiß und Kalk ist dagegen eher gering.
Der Anteil des Wissens an der gesamten Wertschöpfung beträgt heute bereits etwa 70 Prozent. Alle Waren verwandeln sich latent in Wissensprodukte. Wissen ist beliebig verfügbar, wird nicht
weniger. Überfluss ist in der tradierten Markttheorie jedoch nicht vorgesehen.«
Da ist es also, das Füllhorn, in der es keine Mangelwirtschaft, sondern Überfluss gibt. Überfluss an menschlicher Kreativität, an beliebig reproduzierbaren Ideen und Konzepten, auf die
Communities beliebig zugreifen können.
Gemeingut oder nicht? Ein großer Unterschied für Recht und Politik
Die Commons werfen ein neues Licht auf Altes. So ist es ein Unterschied, ob ich die Atmosphäre als Gemeingut sehe oder als
Handelsware, und es ist ein Unterschied, ob Gewässer als Gemeingut begriffen werden oder nicht. Ersteres hätte so mancher ostdeutschen Kommune harte Auseinandersetzungen um die Privatisierung der
Seen oder die Verbarrikadierung des Wannsee-Uferwegs erspart. Ein Gewässer als Gemeingut zu bestimmen, heißt, die Nutzungsrechte der Commoners, z. B. den Zugang zum See, zu privilegieren und sie
nicht als beliebig transferierbare Nutzungsrechte an Einzelne zu übergeben. Wenn aber Gemeingüter nicht mehr gedacht werden, schwinden sie irgendwann aus der Realität. Wenn der öffentlichen
Aufmerksamkeit entgeht, dass Gewässer Gemeingut sind, gibt es an der Ostsee bald Verhältnisse wie am zauberhaften Binnensee Coatepeque in El Salvador. Dort sind die Mauern der Grundstückeseigner
so hoch, dass der See von der öffentlichen Straße aus nicht mehr erspäht werden kann.
Oder nehmen wir die Saatgutzüchtung. Sie ist komplex, aufwendig und teuer. Eine neue Sorte auf den Markt zu bringen, kostet in Deutschland derzeit an die 80 000 Euro über eine Entwicklungszeit
von etwa zehn Jahren. Die regionale Vielfalt von Saatgut als Gemeingut ist unabdingbar, wenn wir angesichts des Klimawandels die Ernährung sichern wollen. Würde die Gesellschaft dies anerkennen,
so würde der Staat die Steuermittel nicht weiter in Hybridentwicklung stecken, sondern in die Züchtung regional angepasster Sorten mit guten agronomischen Eigenschaften. Das Thema dem Markt zu
überlassen, führt jedenfalls zu einem rasanten Verlust der Sortenvielfalt. Saatgut indessen als Gemeingut zu verstehen, heißt: Vielfalt und Selbstbestimmung erhalten und Ernährung sichern.
Es gibt eine Alternative
Gemeingüter, das bedeutet dreierlei: einen anderen Prozess des Produzierens – Gemeine Peer-Produktion, Care Economy,
Formen des solidarischen Wirtschaftens und vieles mehr –, eine neue Form des Regierens und Regulierens – Selbstorganisation und Co-Governance – und eine Wiederauflage der Eigentumsdebatte. Hier
wird die Vorstellung vom unantastbaren Privateigentumsanspruch auf Gemeinressourcen aufgeweicht. Es geht dabei nicht um ein Entweder-Oder, nicht um Privateigentum – Ja oder Nein? Es geht darum,
Anspruchsrechte auf Gemeinressourcen so zu gestalten, dass eben der Zugang zum See grundsätzlich für alle erhalten bleibt. So wie der Zugang zu sauberer Luft, zu Parks, Wissen und Code. Das heißt
auch, dass dieser Zugang mit Regeln und Auflagen verbunden sein kann, oft sogar verbunden sein muss. Eigentumsrechte wären demnach an zwei Bedingungen zu messen: Gemeingüter dürfen nicht in ihrem
Bestand zerstört oder verbraucht werden. Und kein Anspruchsberechtigter darf von Zugang und Nutzung ausgeschlossen sein.
Die politische Ökonomie der Gegenwart kombiniert die Vorstellung von einer unendlichen Fülle natürlicher Ressourcen, an denen sich Marktakteure schadlos halten, mit dem Aberglauben, dass
Innovation nur dann geschehe, wenn der Zugang zu Wissen und Kultur künstlich verknappt werde, etwa durch Kopierschutzmechanismen und die Ausweitung sogenannter intellektueller Eigentumsrechte auf
immer kleinere Bausteine des Wissens und des Lebens. Doch in der Realität sorgt gerade freie, dezentrale und in Netzwerken organisierte Kooperation für Innovationsschübe. Unsere politische
Ökonomie muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Das gelingt, wenn wir uns auf die Gemeingüter besinnen und eine Plattform entwickeln, die Orientierung für das Reprogrammieren der politischen
Ökonomie bietet. Wir müssen uns Grenzen setzen und natürliche Ressourcen nachhaltig nutzen, aber mit Ideen verschwenderisch umgehen.
Wir können eine politische Ökonomie auf den Weg bringen, die von Gemeingütern ausgeht und sie für die Zukunft weiterentwickelt; eine politische Ökonomie, die der Vielfalt der Ressourcen, der
Unterschiedlichkeit der Communities und dem unerschöpflichen Reservoir erfolgreicher Management- und Organisationsformen gerecht wird; eine politische Ökonomie, die die Gelingensprinzipien für
erfolgreiche Gemeingüter herausschält und erstarrte Glaubenssätze auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt.
Spannende Ansätze dafür gibt es in allen Bereichen: in der unabhängigen ökologischen Saatgutforschung, in der Bewegung für freie Soft- und Hardware, im Kampf dafür, dass Erdöl wie in den
Urwäldern Ecuadors im Boden bleibt, oder im Bemühen darum, die Versorgung mit Wasser, Wärme und Strom in überschaubare Strukturen zu lenken. Überall gibt es Gemeinschaften und wegweisende
unternehmerische Bündnisse, gelegentlich sogar unterstützt von der Politik. Der Staat muss seine treuhänderische Funktion für Gemeingüter ernstnehmen. Er muss soziale Innovation fördern und
Ressourcenkonflikte im Interesse der Allgemeinheit lösen. Der Staat sollte seine Legitimität aus der Verteidigung der Gemeinressourcen ziehen, statt aus dem Zugriff auf diese Dinge. Es gibt eine
Alternative!
Wer die gesellschaftlich tragenden, ökonomischen Strukturen nicht begreift, die dahinter stecken (Staat und Gesellschaft)
, für den haben Arbeit und Profit nichts miteinander zu tun und ein guter Arbeiter, der dank der äusserst wichtigen Automatisierung der Prozesse, danach etwa keinen oder nur noch „schlechte“ Jobs
hat, der ist daran selber "Schuld" oder ist das "Schicksal"??
Aber der Technikfortschritt bleibt ungemein wichtig, (neue LCD Armaturen in der S Klasse) ist wertvoll und bringt „uns alle“ erheblich weiter, auch wenn Menschen sowie echte Arbeitsmöglichkeiten dabei auf der Strecke bleiben. Hauptsache man hat sich im erbitterten
Konkurrenzkampf „daneben“ durchgesetzt und sich einen der wenigen noch freien Plätze „solidarisch“ erkämpft!?
Wer die ausgeweiteten, herrschenden ökonomischen Verwertungs-Verhältnisse nicht bewertet, kritisiert und analysiert, vertritt damit automatisch die Interessen der Verwerter,. Aber das ist vielen
ja nicht mehr bewusst, denn so ist es doch „schon immer“, wertfrei- tolerant gnädig den Kapitalinteressen ausweglos und devot, wie untertänigst, zu zu arbeiten?
Von der Logik des Habenwollens zur Geste des Gebens
von Lara Mallien erschienen in 03/2010 Oya-Magazin
Die Frage nach dem »guten Leben« ist ein Grundmotiv von Oya. Wer aber mit dieser Frage dem Thema »Wirtschaft« auf den Leib rückt, fällt in ein schwarzes Loch. Paradigmatisch geht es im
gegenwärtigen Wirtschaftssystem um den Eigennutz, dem das gute Leben für alle folgen soll. Da sich dieses nur für wenige einstellt, muss das Paradigma falsch sein. Wie aber könnte eine Ökonomie
des »guten Lebens« aussehen?
Setzt Grenzen! Dämmt die Spekulation ein, besteuert endlich Finanztransaktionen. Etabliert strengere Umwelt- und Ethikstandards! – So ist es überall zu hören und zu lesen, wenn kritisch über
Wirtschaft diskutiert wird. Aus der Logik des Systems erscheinen diese Regulierungen und Standards überfällig. »Nur ein begrenzter Markt ist ein guter Markt«, resümiert der Wirtschaftsethiker
Ulrich Thielemann in seinem erhellenden neuen Buch »System Error. Warum der freie Markt zur Unfreiheit führt«. Nein, nein, »nur die wettbewerbliche Marktwirtschaft schafft persönliche Freiheit«,
hält der Ökonom Carl Christian von Weizsäcker in einer Diskussion mit Thielemann in der »ZEIT« dagegen. So dreht sich die Diskussion im Kreis. Was kann Oya hier beitragen?
Wir haben eine ganz einfache Frage gestellt: Wie gestaltet sich eine Art des Wirtschaftens, die man nicht mit aller Kraft eingrenzen und regulieren muss, um Schaden abzuwenden, sondern die aus
sich selbst heraus das »gute Leben« im Sinn von »Right Livelihood« fördert? Adam Smith, der mit seinem Werk »Der Wohlstand der Nationen« aus dem Jahr 1776 als Begründer der modernen
Wirtschaftstheorie gilt, dachte auch an ein gutes Leben. Seine Formel: Wenn jeder nach seinem Eigennutz trachtet, entsteht der größte Wohlstand für alle. Weil es aber im Wettbewerb der
Eigennutz-Maximierer Verlierer gibt, ist eben nur ein begrenzter Markt ein guter Markt. – Aber ist nur ein begrenzter Mensch ein guter Mensch?
Wir haben eine Reihe von Autorinnen und Autoren eingeladen, mit uns zu diesen Fragen Grundlagenforschung zu betreiben.
Ihre Beiträge sind noch nicht das Ergebnis einer Diskussion der Beteiligten untereinander. Aber schon ihre Zusammenschau ist spannend. Aus dem reichhaltigen Stoff, der uns bisher erreicht hat,
haben wir für Sie einige wichtige Passagen ausgewählt.
Fähigkeiten, Bedürfnisse und Freiheit
Adelheid Biesecker, emeritierte Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen, weist auf den
Fähigkeitenansatz von Martha Nussbaum hin: »Gutes Leben wird von ihr verstanden als ein Leben, in dem die Menschen in der Lage sind, ihre Fähigkeiten zur Gestaltung ihres eigenen Lebens zu
entwickeln. In dem sie fähig sind: ein lebenswertes Leben in normaler Länge und in guter Gesundheit und körperlicher Unversehrtheit und mit Rücksicht auf die Natur zu führen und die Sinne und die
Phantasie zu gebrauchen; Beziehungen zu anderen einzugehen und im sozialen Zusammenhang zu leben, zu lachen, zu spielen; eine eigene Vorstellung vom Guten zu entwickeln und kritisch über die
eigene Lebensplanung nachzudenken; durch politische Partizipation das eigene Umfeld mitzugestalten. Gutes Leben ist, so verstanden, geprägt durch Selbständigkeit, Sicherheit und Freiheit.«
Freiheit – dieser Spur folgt Andreas Weber als Philosoph und Biologe: »Zunächst ist der Mensch ein Lebewesen; aus dem Netz der anderen Lebewesen (der Natur) hervorgegangen, ein biologisches
Subjekt wie sie. Ein solches sucht eine Balance zwischen zwei Extremen: dem der Freiheit, sich zu verwirklichen, und dem der Notwendigkeit von Bindungen, die es eingehen muss, um in Ganzheit
existieren zu können. Ein Organismus (schon der einfachste) hat die Freiheit, zu handeln, aber ist auf die Materie angewiesen, aus der er besteht (Bindung), von der er sich ernähren muss.
Das ›gute Leben‹ wird möglich, wenn die Notwendigkeit des Angewiesenseins zur Freiheit wird. Wenn also die Bindungen dazu dienen, die eigene Freiheit nicht einzuschränken, sondern zu fördern. In
diesem Augenblick wird aus der Notwendigkeit ein Spiel. Man könnte also sagen: Das gute Leben ist ein Spiel. Ein Spiel aber ist niemals die Gier nach Effizienz, sondern lustvolle Verschwendung.
Man könnte sagen: Das ›gute Leben‹ ist Verschwendung.«
Beim Begriff »Verschwendung« zuckt das politisch korrekte ökologische Bewusstsein zusammen. Die Menschheit ist derart verschwenderisch mit den Ressourcen dieses Planeten umgegangen – das gilt es
doch einzugrenzen! Noch einmal Andreas Weber:
»Knappheit ist ein Mythos: Der Mythos einer Zivilisation, die nicht begreifen will, dass in der Natur Substanz sich durch Teilen vermehrt. Nichts Wesentliches ist von Natur aus knapp. Luft ist
nicht knapp. Wasser ist nicht knapp. Noch immer ist auch Nahrung, baute man sie richtig (ökologisch) an und verteilte sie gerecht, nicht knapp. Zeit ist nicht knapp. Gemeinschaft ist nicht knapp.
Ein Ökosystem steigert von selbst seine Tiefe, Vielfalt, Bedeutung, Stabilität zum Wohle aller. Dabei werden die Ressourcen nicht gehortet, sondern verprasst: Natürliche Wirtschaft ist eine
Ökonomie der maßlosen Verschwendung. Damit sich der Bestand auch nur erhält, legt ein Kabeljauweibchen mehrere Millionen Eier in die dunkle Nordsee, nach mehreren Stunden Liebesspiels mit dem
Männchen: Auch das ist Verschwendung. Verschwendung heißt, auszuteilen ohne einen Hintergedanken. So leben von den unfassbar vielen Eiern und Spermien des Kabeljaus wiederum unzählige andere
Wesen des Meeres, die sich von den Fortpflanzungsprodukten nähren wie von einem gnädigen Geschenk.«
Die Lust, zu Geben
Nicht Verschwendungssucht im Sinn von unbegrenztem Nehmen ist hier gemeint, sondern die Lust am verschwenderischen Geben!
Es sind vor allem Frauen, die auf einen verborgenen Teil von Wirtschaft hinweisen, in dem das Geben der Dreh- und Angelpunkt ist. »Dazu gehört die Arbeit von Genevieve Vaughan, der
texanisch-italienischen Sprachphilosophin«, schreibt Veronika Bennholdt-Thomsen, Sozialanthropologin und langjährige Pionierin der Subsistenz-Perspektive. »Sie setzt dem Tauschparadigma das
Paradigma der Gabe entgegen. Das Muster, das dem menschlichen Wirtschaften zugrunde liegt, ist die Gabe, die keine Gegengabe voraussetzt. Gaben werden gegeben, weil Bedürfnisse befriedigt werden
sollen, und werden in diesem Sinn weitergegeben und nicht zurückgegeben. Ausgangspunkt, konkret und als Handlungsmuster, ist das mütterliche Geben an das Kind. Wobei die Mutter nicht aus weiblich
angeborener Heiligkeit heraus handelt, sondern ganz profan so handeln muss, sonst würde das Kind nicht überleben und gäbe es keine Menschheit. Zu eben diesem wirtschaftlichen Handeln sind wir, so
Genevieve Vaughan, auch heutzutage gesellschaftlich fähig.«
So sieht es auch die Philosophin und Matriarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth: »Niemand lebt vom Geld. Stattdessen leben wir von den Lebens-Mitteln, die von der Erde kommen, und wir leben
durch gute Beziehungen. Die Natur und die Mütter schenken das, was das Leben ermöglicht, deshalb spreche ich von einer ›Ökonomie des Schenkens‹. Die Geschenke, die in unserer Gesellschaft
kursieren, kommen wesentlich aus der Arbeit der Frauen. Sie schenken Leben und arbeiten zwanzig Jahre lang, bis das Wesen, dem sie das Leben geschenkt haben, groß geworden ist. Laut einem
UNO-Bericht werden zwei Drittel der Arbeit auf der Erde von den Frauen geleistet. Deshalb gibt es die Ökonomie des Schenkens bereits. Darüber hinaus existiert ein reicher Strom von
(unfreiwilligen) Geschenken von Menschen, die in großen Wirtschaftsbetrieben arbeiten und den Mehrwert ihrer Arbeit nicht erhalten, sondern weitergeben.«
»Am Anfang steht die Sorge für sich und die Ihren – aber wer sind die?«, fragt die Volkswirtin und Historikerin Friederike Habermann (siehe Porträt Seite 34.) »Das wird sicher in jeder
historischen, kulturellen Situation etwas anderes bedeuten. Als ethisches Ziel ist wohl zu benennen, niemanden von dieser Sorge völlig auszuschließen. Die 80-jährige Doña Elvira aus Oaxaca in
Mexiko definiert es umgekehrt: Wer am comida, an den Mahlzeiten teilhat, wird als zugehörig empfunden. Bei ihr sind das nicht nur die Familie und das unmittelbare soziale Netzwerk, sondern auch
die Tiere und sogar die Vorfahren, die Erde und das Wasser.«
Aus einer solchen Haltung ergibt sich ein »Vorsorgendes Wirtschaften«, meint Adelheid Biesecker, die den feministisch-ökonomischen Diskurs zur Care-Ökonomie, der auf die Sorgebeziehung zwischen
Menschen fokussiert, sehr befördert hat. »Sorgen nimmt die Bedürfnisse aller Beteiligten zum Ausgangspunkt, es ist ein Prinzip, das auch asymmetrische Beziehungen in die Ökonomie integriert.
Solche Asymmetrien bestehen häufig in Sorgebeziehungen, in denen die Umsorgten abhängig sind von den sorgenden Menschen. Aus dem Sorgen um die Zukunft entsteht die Vorsorge in der Gegenwart. In
der modernen kapitalistischen Ökonomie gilt jedoch diese Care-Ökonomie nicht als Wirtschaft. Hier zählt nur das, was am Markt Geld bringt – möglichst viel Geld.«
»Eine Zeitbudgetstudie des Bundesamts für Statistik zeigt, dass nur etwa ein Drittel des täglichen Zeitaufwands als bezahlte Arbeit ›wirtschaftlich‹ verausgabt werden, während fast zwei Drittel
für ›nicht-wirtschaftliche‹, also unbezahlte Tätigkeiten anfallen,« schreibt der Informatiker und Experte für freie Software Stefan Meretz. »In diesen zwei Dritteln unserer Zeit liegen wir jedoch
nicht auf der faulen Haut, sondern kümmern uns um die Dinge, die ›wirtschaftlich‹ nicht erledigt werden: Essen heranschaffen und zubereiten, Kinder versorgen, Haushalt betreiben, freiwillige
Aufgaben übernehmen etc.
Wir stellen fest, dass die Gesellschaft in zwei Sphären gespalten ist. In der einen herrscht die harte Logik des Geldes. Die Zeitsparlogik bestimmt den Arbeitsalltag. In der anderen Sphäre gilt
geradezu das Gegenteil, eine Art Zeitverausgabungslogik. Gut ist es, Zeit zu haben für familiale und andere Aktivitäten. Wer jemals versucht hat, das Einschlafen von Kindern unter ein Regime des
Zeitsparens zu stellen, kann nachvollziehen, was ich meine.
Wer nun denkt, Wirtschaft habe es doch seit dem griechischen Haushalt, dem oikos, immer gegeben, der irrt, wenn er die moderne auf eine antike Form rückprojiziert. ›Wirtschaft‹ ist eine moderne
Erfindung, ihre Entbettung aus der Gesellschaft, die ›Transformation der natürlichen und menschlichen Substanz der Gesellschaft in Waren‹ (Polanyi), setzte sich erst mit dem Kapitalismus
durch.«
Wirtschaft als separate Sphäre?
Jetzt sind wir bei der Diskussion um die »Entbettung« der Wirtschaft angekommen. Darin liegt die Gefahr einer zu
vereinfachten Sichtweise, auf die der Philosoph Julio Lambing, der sich im European Business Council for Sustainable Energy engagiert, hinweist: »Gemäß einer weit verbreiteten Auffassung wohnt
dem modernen Markt ein nicht zu bremsendes Eigenleben inne: nur der Preis zählt. Menschen, die praktisch in der Wirtschaft aktiv sind, erleben aber in ihrem Geschäftsalltag, dass dieses Bild
nicht der Realtiät entspricht: Auf den Märkten der modernen Gesellschaft, sei es beim Friseur, in der Großmarkthalle oder bei Handelsgeschäften im Wert von mehreren Millionen Euro wird nicht nur
nach dem Preis entschieden. Marktbeziehungen sind den komplexen Wirkungen von Vergangenheit, Kultur, Religion, Gewohnheiten, Moden und Ideologien der sozialen Kollektive ausgesetzt, in denen sie
stattfinden: Freundschaften, Traditionen, Familienbindungen, Loyalitäten, Idealbilder des kaufmänischen Handelns, aber auch gesellschaftliche und kulturelle Feindbilder, Abneigungen und
Vorurteile sind als Motivationen nicht zu unterschätzen.«
Das unterstreicht die Notwendigkeit, auf allen Ebenen anzusetzen: auf der Ebene des Bewusstseinswandels hin zu einer Neuorientierung auf »unsere natürlichen, kulturellen und sozialen Gemeingüter
und die Bedeutung von Gemeinschaften als Grundbedingung eines guten Lebens«, schreibt Julio Lambing. Und in Hinblick auf die Ebene der Form: »Die heutige Wirtschaftsform verfügt weder über
Anreize noch über ihr inhärente Mechanismen, das gemeinsame Wohl, das Gedeihen aller gemeinsamen Güter in den Vollzug des wirtschaftlichen Handelns einzubeziehen«.
In Hinblick auf neue Formen gibt es spannende Vorschläge einer auf Gemeingüter zielenden Wirtschaftsweise, wie sie insbesondere in den Beiträgen der ersten Ausgabe von Oya angeklungen sind. Damit
rückt der zum fürsorgenden und vorsorgenden Aspekt von Wirtschaft komplementäre Pol, nämlich Erfindergeist und Kreativität, in unseren Fokus.
Kreativität und Erfindungsgeist
Wird der Mensch nur erfinderisch, weil er auf dem Markt erfolgreich sein will? Das wäre ein höchst pessimistisches
Menschenbild, argumentieren diejenigen, die mit dem Prinzip der »gemeingüterbasierten Peer-Produktion«, der produktiven Zusammenarbeit selbstbestimmter Menschen experimentieren, die nicht das
Geldverdienen als Zweck der Arbeit betrachten (siehe auch Seite 32). »Statt die eigenen Fähigkeiten in Quantitäten ummünzen zu müssen, wird aus einem Bedürfnis heraus aktiv gehandelt«, erklärt
Friederike Habermann.
»Kann man so produzieren, dass für alle genug da ist? Dass alle nutzen können, was sie brauchen, wenn sie es brauchen? Geht das im Rahmen der 1,8 Hektar Biokapazität, die jeder und jedem im
Schnitt zur Verfügung stehen?« fragt sich der Informatiker Christian Siefkes. »Wenn man es richtig anstellt, ja. Dabei kann ich angeregt werden durch produktive Bedürfnisse: Ich mache etwas, weil
ich es gerne tue. Oder durch konsumptive Bedürfnisse: Ich trage zu der Produktion eines Guts bei, das ich selber haben möchte. Es geht um die Bedürfnisse, nicht um einen abstrakten Zweck wie die
Kapitalverwertung. Peer-Produktion funktioniert gerade deshalb, weil sich die Leute gegenseitig bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse unterstützen, was für alle Beteiligten von Vorteil
ist.«
Ein spielerisches, utopisches Beispiel, um das konkreter zu machen: Ein kleines Team möchte Windräder zur lokalen Energie-Erzeugung herstellen. Die Ressourcen dafür kommen aus gemeinschaftlich
verwalteten Gütern, die Baupläne aus einer freien Wissendatenbank. Aus Spaß an der Sache und weil man sie überall nützlich einsetzen kann, entstehen so viele Windräder, dass man eine ganze Region
damit versorgt. In dieser Region werden nun von einigen anderen mit großem Vergnügen Kartoffeln angebaut, so viele, dass es genug für alle gibt. Die Windradbauer brauchen also nicht zu hungern.
Und so weiter. Geld? – bräuchte man in so einer Region vielleicht nur ganz am Rand, um spezielle Werkstoffe, die von weiter her kommen, z. B. Metalle, anzuschaffen.
Reine Phantasie? Nein. Der Hof, der freiwillig Kartoffeln anbaut und in seiner Region verteilt, liegt in der Nähe von Berlin. Die Windrad-Bauer (die sich heute allerdings Teile vom Schrottplatz
suchen müssen) und ihre offene Werkstatt gibt es in Hamburg (siehe Seite 48). Vereinzelte Sonderfälle? Nein, es gibt eben Millionen von Menschen, die ihre Kinder versorgen, die alte Menschen und
Kranke pflegen und durch freiwilliges Engagement die Gesellschaft aufrechterhalten. All diese Menschen sind, bei Licht betrachtet, Experten für Schenk-Ökonomie oder einer Ökonomie des Gebens oder
einer Ökonomie des freiwilligen Beitragens.
Dieses Beispiel ist ohne Rücksicht auf die zum Teil fundamentalen Unterschiede im Menschen- und Weltbild der matriarchal geprägten Subsistenz-Perspektive, der Care-Economy und der Peer-Economy
skizziert und nichts als eine skizzenhafte Collage. Es soll auch gar nicht mehr sein als ein interessantes Schillern, das vielleicht dazu animiert, tiefer einzutauchen, nachzufragen, ob
Wirtschaften auch jenseits des Tausch-Paradigmas denkbar ist.
Es geht nicht nur ums Tauschen!
Was soll das heißen, »Wirtschaft ohne Tausch«? Veronika Bennholdt-Thomsen schreibt: »Kern unser aller Mittäterschaft ist
das Gelddenken. Das Geld selbst ist nur der geronnene, vergegenständlichte Ausdruck eines Denk- und Handlungsmusters: dem des Tauschs. Das Tauschmuster lautet (lateinisch): do ut des, ich gebe
dir, damit du mir gibst – und nicht etwa: Ich gebe dir, weil du Hunger hast, weil du frierst, weil du unglücklich bist. Der Tausch verbindet die Menschen nicht, sondern trennt sie
voneinander.«
Andreas Weber: »Wenn Knappheit nicht existiert, kann Tausch kein Grundbedürfnis sein. Wir brauchen also darauf keine Wirtschaft zu gründen; wir dürfen es gar nicht. Vielleicht kann man ein
Prinzip ›gemeinschaftliches Gedeihen‹ formulieren, zu dem gehört, dass im Sinn der Autonomie-Bezogenheit-Dualität höchste Priorität sowohl der Gemeinschaft wie dem Einzelnen eingeräumt wird. In
meinen Augen ist das beste Kriterium für ökonomische Entscheidungen die Frage, ob sie die Fülle des Lebens vergrößern.«
Und der Soziologe Franz Nahrada: »Der archimedische Punkt, um in das Thema Wirtschaft hineinzukommen, ist die fundamentale Unterscheidung zwischen Tausch und Austausch. Austausch ist die
allgemeinere, grundlegendere Beziehung, die besagt, dass Menschen in ihrem Zusammenleben aufeinander angewiesen und beständig miteinander und füreinander tätig sind. Der gesamte Lebensprozess des
Menschen ist von Anfang an eingebettet in einen sozialen Schutz- und Entfaltungsraum, in dem verschiedene Formen der Organisation von Gesellschaftlichkeit in einem sekundären Evolutionsprozess
miteinander konkurrieren oder sich miteinander verbinden, koexistieren oder amalgamieren. Tausch auf der anderen Seite ist eine sehr spezifische, von elementaren Formen wie der familiären
Versorgungswirtschaft abgehobene Art und Weise, Austausch zu pflegen. Der Tausch erfordert eine ganze Welt von Rahmenbedingungen, die den ursprünglichen sozialen Kontext ersetzen und einen neuen,
auf Gleich-gültigkeit im doppelten Wortsinn aufbauenden Verkehr der Menschen miteinander überhaupt erst möglich machen. Durch die Verallgemeinerung des Tauschprozesses entfaltet sich zugleich
eine Eigendynamik, die den Tausch der Unwahrheit überführt und Realität zerstört.«
Kreuzungsversuche
Wie lässt sich in dieser Richtung weiterforschen? Die wichtigste Übung: »Nicht ideologisch werden«, erklärt Silke
Helfrich, die das Buch »Wem gehört die Welt?« über Gemeingüter herausgegeben hat. »Wir sind es gewohnt, in diesen Spaltungen zu denken: hier Tausch und Wettbewerb, dort Kooperation und Fülle –
und nicht jenseits dieser Spaltungen. Paradoxerweise bringt das Stärkenwollen des einen Pols auch immer die Gegenseite in Stellung, macht sie stark. Wir könnten nun, statt ins andere Extrem zu
fallen, die Gegensätze auflösen und neu in Beziehung setzen. Es geht darum, die Dominanz des einen Pols aufzubrechen und das Geld, den Tausch auf dem Markt und die Konkurrenz gewissermaßen zu
marginalisieren, so dass Reputation, Austausch und Kooperation ihre Potenziale entfalten können. Wir müssen das Geld gar nicht verbannen, aber wir können es marginalisieren.«
Ein solcher Ansatz geht noch weiter als ein reformiertes Geldsystem. Christian Siefkes warnt: »Ansätze zur Geldreform basieren auf der Annahme, dass es möglich sein müsste, ein Geldsystem
einzurichten, das die negativen Eigenschaften des kapitalistischen Geldes vermeidet. Hergeleitet wird das von der historischen Tatsache, dass es in vielen Gesellschaften Geld gab, ohne dass diese
Gesellschaften kapitalistisch waren – allerdings wird dabei verkannt, dass Geld hier nur eine untergeordnete Rolle spielte. Die meisten notwendigen Dinge wurden auf andere Weise hergestellt und
aufgeteilt, beispielsweise in Subsistenzproduktion.«
»Es liegt nahe, dass eine Ökonomie jenseits des Tauschens zunächst primär auf einer lokalen Ebene erprobt werden kann«, meint Franz Nahrada zur Frage nach der praktischen Umsetzbarkeit. »Was
können wir besser, wenn wir es selber in die Hand nehmen? Über welche Gemeingüter verfügen wir? Wie sehen Kreisläufe der gegenseitigen Unterstützung aus? Es geht dabei um ganz unspektakuläre
Anfänge, egal, ob man ein eigenes Fernsehen machen will, einen Gemeinschaftsgarten, ein Wasser-, Sonnen- oder Hackschnitzelkraftwerk oder Gemeinschaftswerkstätten. Das verbindet sich wiederum mit
überregionalen Netzwerken des Wissens und Könnens. Wir müssen es aber auch politisch verstehen, die herrschenden und dominanten Marktkräfte für unsere Sache einzunehmen. Wir brauchen eine
politische Partei, oder besser noch: einsichtsvolle Sympathisanten in allen politischen Parteien und in der Verwaltung, die dafür sorgen, dass der Staat zum Partner einer sich selbst erhaltenden
und handlungsfähigen Zivilgesellschaft wird.«
Julio Lambing denkt als Brückenbauer: »Für den Aufbau einer Wirtschaft, in der Schenken und Geben wichtiger sind als Übervorteilen und die Konzentration auf den Eigennutz, werden wir unsere
Methoden ausbauen müssen, um Inseln einer anderen Wirtschaftsweise gegen wirtschaftlichen Druck und die Verführung zum permanenten Geschäftemachen abzuschotten. Neben solchen Reinformen werden
aber auch viele Mischlinge, die zumindest teilweise marktwirtschaftlich arbeiten, unsere Unterstützung benötigen. Wir werden zudem weiterhin Rahmenbedingungen des bestehenden Marktsystems ändern
müssen. Und wir werden uns mit großen, profitorientierten Konzernen für Veränderungen verbünden müssen und uns dabei die Hände dreckig machen. Die Geschichte lehrt, dass politische oder
gesellschaftliche Umwälzungen oft erst durch ein Bündnis des Neuen mit einer Gruppe der alten Kräfte möglich wurden. Wichtig ist aber, daß wir immer wieder innehalten und nachdenken.« Zum
Beispiel so, wie Andreas Weber über eine Wiese nachsinnt: »Wenn ich aber an die brusthohen Gräser auf den Wiesen hinter meinem Haus denke, die in der Nacht leise vibrieren, dann ist all das eine
Gabe ohne Gegengabe, ein Schenken ohne Blick in die Zukunft, eine weggegebene Fülle, von der nur ein winziger Bruchteil (vielleicht 0,02 Prozent der so produzierten Samen) etwas nützt und etwas
einbringt, weil er anderswo neues Gras und neue Wiesen sät. Doch dass die Wiese überhaupt stabil weiterexistieren kann, ist ja dieser unmöglichen Verschwendung zu danken, die alle nährt, die
wiederum mit ihrem Tun dazu beitragen, dass die Wiese bestehenbleibt. Ökologisch ist es notwendig, dass Wiesen begrast (oder gemäht) werden, damit sie sich erhalten. Sie müssen verschwendet sein,
um zu prosperieren.«
Eine schöne Aufgabe im Sommer: Legen wir uns in eine Wiese mit brusthohem Gras, betrachten wir die Vögel des Himmels, die nicht säen und ernten, und lernen wir etwas über gute Ökonomie.
Gemeinsam mehr erreichen
Genossenschaften als Teil einer solidarischen Wirtschaft
von Elisabeth Voß erschienen in 03/2010 - Oya-Magazin
Je mehr die gewinnorientierte Wirtschaftsweise an Legitimation verliert, desto stärker rücken Genossenschaften ins öffentliche Bewusstsein
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Bei ihrer Entstehung vor über 160 Jahren galten Genossenschaften als »Kinder der Not«. Sie organisierten für ihre Mitglieder das Lebensnotwendige, das am Markt entweder überhaupt nicht, in
schlechter Qualität oder nicht zu akzeptablen Preisen erhältlich war. Denn mit der industriellen Revolution hatte sich der kapitalistische Warenmarkt herausgebildet und das Leben von Grund auf
verändert. Während die Menschen auf dem Land ihre Nahrungsmittel selbst herstellen konnten, entstand mit der städtischen Arbeiterklasse eine wachsende gesellschaftliche Gruppe von Menschen, die
darauf angewiesen waren, ihre Lebensmittel am Markt zu erwerben. Wo dieser Markt versagte, wurde wirtschaftliche Selbsthilfe lebensnotwendig.
Die genossenschaftliche Geschichtsschreibung verzeichnet als erste Konsumgenossenschaft die »redlichen Pioniere von Rochdale« in Großbritannien. Es waren Weberinnen und Weber, denen in den
Krämerläden nur Brot angeboten wurde, das mit Gips versetzt war. Der Kaffee war mit Sand gestreckt, auch das Gewicht der verkauften Waren stimmte häufig nicht. Aus dieser Notsituation heraus
gründeten 28 Weberinnen und Weber im Jahr 1844 eine Genossenschaft. In ihrem eigenen Laden verkauften sie an die Mitglieder korrekt abgewogene Lebensmittel in guter Qualität. In den folgenden
Jahren entstanden auch in Deutschland genossenschaftliche Zusammenschlüsse. Arbeiter und Arbeiterinnen, Handwerker und Handwerkerinnen gründeten 1850 im sächsischen Eilenburg eine erste
Konsumgenossenschaft, die »Lebensmittel-Association«, die sehr schnell viele hundert Mitglieder gewinnen konnte. Die Händler und Händlerinnen leisteten erbitterten Widerstand gegen die
genossenschaftliche Konkurrenz und boykottierten Hersteller und Großhändler, die auch Konsumvereine belieferten. Die Genossenschaften wehrten sich wiederum, indem sie 1894 eine
Großeinkaufsgenossenschaft gründeten.
Geschichte und Renaissance einer Bewegung
Der genossenschaftliche Grundgedanke »gemeinsam mehr erreichen« wurde überall dort umgesetzt, wo Einzelpersonen oder
kleine Unternehmen auf sich allein gestellt am kapitalistischen Markt zu unterliegen drohten. Mit Wohnungsbaugenossenschaften schufen sich Arbeiterinnen und Arbeiter menschenwürdigen Wohnraum,
Handwerkerinnen und Handwerker gründeten Einkaufsgenossenschaften zum Erwerb besserer und günstigerer Rohstoffe, Landwirtinnen und Landwirte schlossen sich zur Weiterverarbeitung und zum
gemeinsamen Verkauf ihrer Produkte zusammen.
Neben der SPD und den Gewerkschaften entwickelten sich Genossenschaften Anfang des 20. Jahrhunderts zur »Dritten Säule der Arbeiterbewegung«. Nach weitgehender Zerschlagung oder Gleichschaltung
im Faschismus entstanden nach dem Krieg in Ost- und Westdeutschland jeweils eigene Genossenschaftsformen. Im Westen erlebte der Genossenschaftsgedanke nach 1968 eine Renaissance in der
Alternativbewegung. Produktion und Konsum sollten ohne Ausbeutung, ohne Hierarchien und ohne Entfremdung gestaltet werden. In den entstehenden selbstverwalteten Betrieben und Projekten spielte
die Art der Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung oft eine wichtigere Rolle als das wirtschaftliche Ergebnis. Die Produkte der Arbeit sollten für die Gesellschaft nützlich sein, Herstellung und
Gebrauch sollten die Umwelt nicht belasten und den Menschen in der sogenannten Dritten Welt keinen Schaden zufügen.
Den Genossenschaftsverbänden waren diese alternativen Unternehmen allerdings fremd. Nicht selten wurden ihnen Steine in der Weg gelegt, so dass sie auf andere Rechtsformen auswichen, denn die
Mitgliedschaft in einem genossenschaftlichen Prüfungsverband ist verpflichtend. Heute sind die Verbände alternativen und politisch motivierten Unternehmungen gegenüber viel offener.
Demokratie und Selbstverwaltung
Was ist nun das Besondere an Genossenschaften? Zunächst ist eine Genossenschaft eine demokratische Unternehmensform:
Jedes Mitglied hat eine Stimme, unabhängig von der Höhe der eingebrachten finanziellen Einlage. Während die basisdemokratische Rechtsform des Vereins – egal ob gemeinnützig oder nicht – ideellen
Zwecken dient, geht es bei Genossenschaften um wirtschaftliche Selbsthilfe in Selbstverwaltung.
Jedoch sind viele der alten Großgenossenschaften, zum Beispiel Volksbanken oder Wohnungsbaugenossenschaften, heute bürokratisch und zentralistisch geworden. Von Selbstverwaltung ist nicht mehr
viel zu spüren. Die Mitglieder an der Basis resignieren und ziehen sich aus dem genossenschaftlichen Leben zurück. Damit entsteht ein Teufelskreis, denn passive Mitglieder ermöglichen Vorstand
und Aufsichtsrat, unangefochten ihre Interessen umzusetzen.
Die Erfahrungen in kleineren, selbstverwalteten Betrieben zeigen, dass die gleichberechtigte Zusammenarbeit in vordergründig hierarchiefreien Strukturen auch Probleme mit sich bringt. Ohne
formalisierte Leitungsstrukturen entstehen leicht informelle Hierarchien, die umso mehr Macht entfalten, je weniger greifbar sie sind. Fehlende formale Regeln führen häufig dazu, dass sich
diejenigen mit den stärksten Ellenbogen durchsetzen. Und auch die schönsten Regeln nützen nichts, wenn es keine legitimierte Instanz gibt, die verantwortlich dafür ist, die Einhaltung dieser
Regeln zu überwachen und Regelverstöße gegebenenfalls zu sanktionieren.
Unabhängig von der Organisationsstruktur und Rechtsform gelingen Demokratie und Selbstverwaltung nur dort, wo eine ausreichende Anzahl an Menschen aktiv ihre eigenen Belange vertritt.
Gemeinsamer Nutzen statt Gewinn
Der Zweck einer Genossenschaft ist die Förderung der wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Belange ihrer Mitglieder.
Das ist im Genossenschaftsgesetz festgelegt. Genossenschaftliches Wirtschaften ist darauf ausgerichtet, konkrete menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Auch Genossenschaften müssen ihre Kosten
decken und Gewinne für Rücklagen und Investitionen erwirtschaften. Aber diese Gewinnerzielung ist nicht das Motiv und der Antrieb ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit. Diese Orientierung auf den
Mitgliedernutzen statt auf den Gewinn unterscheidet Genossenschaften grundlegend von anderen Unternehmensformen.
Aber welcher konkrete Nutzen lässt sich gemeinsam erzielen? Die historischen Weber waren dabei, sich als Klasse zu formieren, und standen vor vergleichsweise einfachen Problemstellungen. In der
heutigen komplexen Welt gibt es diese Eindeutigkeiten kaum noch. Genossenschaftliche Unternehmensgründungen erfordern zuerst eine Klarheit darüber, was ich gemeinsam mit anderen Menschen
organisieren möchte. Denn eine Genossenschaft ergibt nur Sinn, wenn sie auf einem realen Bedarf basiert, wenn ich etwas brauche, das ich nur mit anderen gemeinsam verwirklichen kann. Beispiele
dafür sind die in großer Zahl entstehenden Wohnprojekte und Baugemeinschaften. Ihnen liegt meistens nicht die Wohnungsnot zugrunde, sondern der Wunsch nach gemeinschaftlichem Wohnen. Oder ich
möchte etwas anbieten, das ich richtig gut kann, aber es gelingt mir nicht, am Markt zu landen. Häufig haben Menschen, die in ihrem Fachgebiet hervorragende Arbeit leisten, kein Interesse, sich
mit Finanzierung oder Marketing zu befassen. Dem trägt der Trend zur Bürogemeinschaft mit gemeinsamem Service Rechnung ebenso wie der Zusammenschluss in einer Unternehmenskooperation. Auch hier
bietet sich die Rechtsform der Genossenschaft an, aber es sind auch andere Rechtsformen denkbar.
Ein weiterer Ausgangspunkt für eine Genossenschaftsgründung kann die Frage sein: In welchem Bereich meines privaten oder geschäftlichen Lebens komme ich an Grenzen, die ich nur gemeinsam mit
anderen überwinden kann? Oder: Welche Grundwerte oder politischen Überzeugungen möchte ich mit wirtschaftlichen Mitteln umsetzen? Beispiele sind Energiegenossenschaften, Freie Schulen oder Faire
Handelsunternehmen.
Hier entstehen Schnittmengen zum Social Entrepreneurship, wie es von Nobelpreisträger Muhammad Yunus mit Mikrokrediten oder von Günter Faltin mit der von ihm begründeten Teekampagne praktiziert
wird. Bei diesen Sozialunternehmen haben wir es meist mit einzelnen starken Gründungspersönlichkeiten zu tun, nicht mit Kollektivgründungen. Jedoch stehen auch am Beginn genossenschaftlicher
Unternehmungen häufig starke Persönlichkeiten, denn die Fähigkeit, Selbsthilfe und Kooperation in einer Gruppe zu initiieren, haben nur wenige.
Für eine Genossenschaftsgründung sind Fachwissen und soziale Kompetenz erforderlich – beides ist wesentlich abhängig vom Zugang zu Ressourcen, insbesondere zum Wissen über Unternehmensgründungen
und zu Finanzierungsquellen. Neben dem Kapital für Investitionen spielt auch das soziale Kapital eine wichtige Rolle, also all die Beziehungen zu potentiellen Mitgliedern und zum unterstützenden
Umfeld einer Gründungsinitiative. Im Vorfeld jeder gemeinsamen wirtschaftlichen Tätigkeit muss geklärt werden: Wer sind die Beteiligten, was wollen sie miteinander wirtschaftlich tun, auf welchem
Markt bewegen sie sich, und wer sind die Kundinnen und Kunden, welche Investitionen sind erforderlich, und wie sollen sie finanziert werden? Daraus ergibt sich die Entscheidung, mit welcher
Rechtsform sich das gemeinsame Vorhaben am besten realisieren lässt. Bei dieser Abwägung sollte die Genossenschaft nicht vergessen werden, auch wenn sie nicht in jedem Fall die richtige Form ist.
Zu ihren Vorteilen gehört neben der basisdemokratischen Gestaltbarkeit, dass der Ein- und Ausstieg von Mitgliedern relativ problemlos und ohne notarielle Beurkundung möglich ist. Eine
Besonderheit ist auch, dass ein eventueller Gewinn entsprechend dem Umsatz, den ein Mitglied mit der Genossenschaft getätigt hat, steuerfrei als Rückvergütung ausgezahlt werden kann.
Die unbekannte Rechtsform
Liegen Genossenschaften im Trend? Bei der Anmeldung eines Gewerbes für eine Genossenschaft kann es immer noch vorkommen,
dass es ganz erstaunt heißt: »Eine Genossenschaft? Was ist denn das? So etwas hatten wir hier ja noch nie.« Und beim Kreditantrag in der Bank wird schon mal gefragt: »Warum können Sie denn keine
richtige Firma gründen?« Vielleicht ändert sich das in zwei Jahren, denn 2012 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Genossenschaften erklärt. Sie würdigen damit deren
Bedeutung für die Reduzierung von Armut sowie Schaffung von Arbeitsplätzen und für soziale Integration.
Sind Genossenschaften, ebenso wie bürgerschaftliches Engagement oder karitatives Ehrenamt, ein Teil des Kitts, der den Kapitalismus noch eine Weile zusammenhält? Beinhalten sie vielleicht auch
ein Transformationspotenzial, so dass sie nach und nach die profitorientierte Wirtschaftsweise ersetzen könnten? In jedem Fall kann genossenschaftliches Wirtschaften die konkreten
Lebensbedingungen von Menschen verbessern, und das ist angesichts der heutigen Problemlagen schon sehr viel. Als Teil einer Solidarischen Ökonomie, wie sie heute weltweit entsteht, tragen
Genossenschaften zum Erfahrungsschatz bei, der für eine bessere Welt unabdingbar gebraucht wird. Denn das Neue entsteht nicht aus dem Nichts, sondern wächst bereits im Alten heran. In diesem
Sinne ist jede Keimform eines anderen Wirtschaftens wertvoll und notwendig.
Arbeit und Konsum beziehen sich aufeinander nicht durch die Menschen, sondern durch einen Widerspruch ihrer
Verhältnisse auf dem Warenmarkt. Geld ist Ausdruck einer Verkehrung der menschlichen Lebensverhältnisse zu einer Gesellschaftsmacht der Lebensbedingungen, welche die Menschen dazu zwingt, nicht
für ihre Bedürfnisse und Entwicklungen zu arbeiten, sondern für Geld, das sie je nach ihrem Vermögen entweder durch Arbeit zum Lebensunterhalt erwerben müssen, oder das sie besitzen und anlegen,
um es durch die Arbeit anderer Menschen zu verwerten, indem sie also durch die Macht der Preisbildung, durch die Verfügung über deren Existenznot zu ihrem persönlichen Profit zu machen. Darin
realisiert sich eine Mehrarbeit, welche die arbeitende Bevölkerung unbezahlt verrichten, bzw. ihre Arbeit insgesamt unterwertig preisgeben muss, weil sie der Existenzmacht des Geldes zu folgen
hat. Dies macht das Klassenverhältnis aus, das vom Verhältnis des Geldes untrennbar ist, weil es aus ihm hervorgeht. Es macht die Reichen immer reicher, weil sie sich aus dem entwickeln, was sie
durch solche Macht den Menschen an Leistungen für sich abringen können, was sie also der gesellschaftlichen Arbeit enteignen, privatisieren und in eigenen Geldbestände sichern. Für sie ist es der
Ertrag ihres Risikos beim Einsatz von Geld, für die anderen ist es pure Not, die sie bewältigen müssen - und die wird umso größer, je isolierter und abhängiger sie von dieser Gesellschaftsmacht
sind.
Indem er seinen angehäuften Reichtum dem öffentlichen Wohl zukommen lasse, negiere der
Kapitalist sich als bloße Personifikation des Kapitals und dessen reproduktiver Zirkulation - sein Leben bekomme Bedeutung, die über expandierende Reproduktion als
Selbstzweck hinausgehe. Außerdem vollziehe der Kapitalist dadurch den Schritt vom Eros zum Thymos, von der perversen, erotischen Logik der Akkumulation zu öffentlicher Anerkennung und Ansehen.
Das Ergebnis, ist tatsächlich, daß Figuren wie Soros oder Gates zu Personifikationen der inhärenten Selbstnegation des kapitalistischen Prozesses erhoben werden; deren wohltätiges Wirken - ihre
immense Spenden für das Gemeinwohl - ist nicht nur einfach eine persönliche Idiosynkrasie. Es ist, ob ernst gemeint oder heuchlerisch, der logische Schlußpunkt der kapitalistischen Zirkulation,
der streng ökonomisch betrachtet notwendig ist, da er es dem kapitalistischen System erlaubt, seine Krise zu verschieben. Er stellt das Gleichgewicht wieder her - eine Art Umverteilung des
Reichtums zugunsten der wirklich Bedürftigen -, ohne in eine gefähliche Falle zu geraten: die destruktive Logik des Ressentiments und der staatlichen Zwangsumverteilung, die letztlich nur zum
allgemeinen Elend führen kann. Sie entgeht auch, so möchte man hinzufügen, der anderen Art der Wiederherstellung eines gewissen Gleichgewichts und der Durchsetzung des Thymos durch souveräne
Verausgabung: dem Krieg...Diese Paradox deutet auf ein trauriges Dilemma hin, vor dem wir stehen: Der heutige Kapitalismus kann sich nicht aus eigener Kraft reproduzieren. Er braucht
außerökonomische Almosen, um den Kreislauf der gesellschaftlichen Reproduktion aufrechtzuerhalten. Slavoj Zizek
Wer Geld hat verriegelt mehr und mehr sein gesamtes Leben hinter verschlossenen Türen.
Statt medienlastige Veranstaltungen zu besuchen, arrangiert man private Konzerte, Modenschauen und Kunstaustellungen in den eigenen vier Wänden. Man geht nach
Geschäftsschluss einkaufen und prüft seine Nachbarn (und potentielle Freunde) gründlich auf die richtigen Umgangsformen und das nötige Kleingeld. So entsteht eine globale Klasse mit -
beispielsweise - einem indischen Pass, einem Schloß in Schottland, einer Zweitwohnung in New York und einer Privatinsel in der Karibik; das Paradoxe daran ist, daß die Mitglieder dieser globalen
Klasse privat dinieren, privat einkaufen, privat Kunst betrachten - alles ist privat. Sie schaffen sich ihre eigene Lebenswelt, um ihr hermeneutisches Problem zu lösen; Todd Millay erklärt:
Reiche Familien können nicht einfach Leute zu sich einladen und erwarten, daß sie verstehen, wie es ist, 300 Millionen Dollar zu haben. Slavoj Zizek