Der klassenlose KONSUM als Lebensersatz
und Beweis für Gesellschaftsfähigkeit,
der fast völlige Verlust von sozialer Kultur, die neuen Technologien als
Lebensprogrammierer, die Ohnmacht selbstbestimmt zu handeln - sie tragen zur
Aufrechterhaltung der Ordnung viel wirksamer bei, als die mit offener Gewalt
erzwungene Loyalität und Unterordnung.
Die ökonomische und politische Stabilität des "Modell Deutschland"
zeichnet sich gerade dadurch aus, daß es nicht gegen die Menschen,
sondern durch sie hindurch greift; man regiert nicht gegen die Gewerkschaften,
sondern durch sie hindurch, man verbot damals nicht die grüne Partei,
sondern band sie mit ein, man vermeidet offene Gewalt - wo es geht - und
gießt sie stattdessen in neue Techniken der Kontrolle, Überwachung und
Verfolgung.
Die allseitige Erfassung und Zurichtung erfolgt schon lange nicht mehr in der
Fabrik bzw. am Arbeitsplatz; der Zugriff erfolgt auf alle unsere Lebens-
äußerungen und gerade dort, wo wir uns anscheinend unkontrolliert und frei
fühlen.
Ein Befreiungskampf also, der sich auf die ökonomische und militärische
Gewalt fixiert, verharrt und beharrt auf einer historischen Entwicklung,
die das Kapital in den Metropolen längst qualitativ überschritten hat.
Ein Befreiungskampf hier würde in einem viel stärkeren Maße bedeuten, die
soziale Identität, Kultur und Lebensräume und -zusammenhänge zurückzuerobern
bzw. neu zu entwicklen.
Nicht umsonst können wir mit der Geschichte, Kultur, dem Land BRD nichts
oder gar nichts anfangen, während die Befreiungskämpfe in der 3.Welt
gerade mit der Geschichte ihres Landes ihre Identität verknüpfen.
(Patria libre o morir) Darin dürfte allerdings keine Stärke zu finden sein,
denn eine Gegenkultur und Widerstand hier, richtet sich ja nicht allein
gegen die Regierung, die Macht, sondern auch gegen dieses Deutschtum an sich.
Eine Region unregierbar zu machen d.h. lebenswert, bedeutet wir müssen uns
auch viel langfristiger, kontinuierlicher und alltäglicher engagieren,
als wir das bisher getan haben.
Gruppe lupus
Anstoß:
KOMSUM - ANSTÖSSE
- STICHWORT: BEWUSSTSEIN
WERBUNG
Ein Supermarkt ist darauf angelegt, daß wir mehr kaufen, als wir eigentlich wollen, daß wir Dinge kaufen, die wir überhaupt nicht brauchen. Früher diente ein Lebensmittelladen einzig der
Befriedigung unserer Bedürfnisse. Heute wird die Leere unseres Lebensstils mit dem Bedürfnis immer noch mehr haben zu wollen überspielt - Haben statt Sein. Die Werbung zeigt uns, wie wir zu leben
haben, wie wir erfolgreich sind. Sie verspricht uns Glück, mehr Freude, zielt aber einzig auf die Manipulation der KonsumentInnen und auf die Erwirtschaftung von Profit. Deshalb:
Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen und den Vorgaben der Industrie!
KOSMETIKA
Die Summen, die jährlich für Kosmetika ausgegeben werden, sind beträchtlich. Riesengeschäfte werden mit dem verlogenen Traum ewiger Schönheit und Jugend gemacht. Oft macht nur der teure
Markenname den hohen Preis aus. Vielfach werden gesundheitsschädliche Stoffe verwandt. Daneben werden jährlich Tausende von Tieren bei Versuchen für Kosmetikprodukte mißbraucht und qualvoll
getötet. Kosmetik muß vielfach dazu herhalten, unsere zum Teil erzwungene Unvernunft im Umgang mit unserem Körper zu verdecken. Unter anderem die belastete frische Luft, Nikotin und eine
unangemessene Ernährung prägen die Haut. Deshalb: Die natürliche Schönheit jeder und jedes Einzelnen erkennen!
- STICHWORT: GESUNDHEIT
VERARBEITUNGSGRAD
Unsere Nahrung wird immer weiter verarbeitet; wir werden den ursprünglichen Lebensmitteln zunehmend entfremdet.
Instantprodukte wie Suppen und Säfte werden meist aus Abfall anderer Produktionszweige hergestellt. Auch Dosengerichte und Tiefkühlkost sind übermäßig denaturiert; wer schmeckt aus Toastbrot noch
den Weizen heraus, für wen ist es mehr als eine Wurstunterlage? Jede Weiterverarbeitung macht ein Lebensmittel nur für den Verarbeiter wertvoller, nicht aber für den, der das Endprodukt dann ißt;
jede Weiterverarbeitung nimmt einem Lebensmittel einen Teil seines Wertes: In Dosen- oder Instantprodukten wird man die ursprünglichen Vitamine vergeblich suchen, Zusatzstoffe beeinträchtigen
Geschmack und Bekömmlichkeit, Auszugsmehle beinhalten so gut wie keine Mineralien und Ballaststoffe mehr. Deshalb: Möglichst unverarbeitete Lebensmittel kaufen!
RÜCKSTÄNDE
Chemische Rückstände und radioaktive Belastung von Nahrungsmitteln gefährden unsere Gesundheit. Eine Deklaration solcher gefährlichen Auswirkungen menschenfeindlicher Umweltpolitik ist dringend
notwendig. In einigen Naturkostläden wird dies schon praktiziert. Die konventionelle Landwirtschaft stellt durch ihren hohen Verbrauch an Düngemitteln und Pestiziden ein hohes Umwelt- und
Gesundheitsgefährdungspotential dar. Daß es auch anders geht, beweisen die Bäuerinnen und Bauern, die ihre Höfe nach biologischen Gesichtspunkten bewirtschaften. Deshalb: Bewußt
einkaufen!
ZUCKER
Weißer Zucker ist eines der am weitesten verbreiteten Agrarprodukte. Zucker ist kein Lebensmittel, Zucker ist nur Genußmittel. Schon vier bis sechsjährige nehmen im Schnitt rund 30 kg Zucker im
Jahr zu sich, obwohl sich wohl niemand daran erinnern kann, soviel Zucker gekauft zu haben. Zucker ist zum Beispiel versteckt in süßen Getränken, in Schokolade, Gebäck, im Fruchtjoghurt und in
Kindernahrung. ErnährungswissenschaftlerInnen warnen vor dem ”süßen Gift”, das mit weit verbreiteten Krankheiten in Zusammenhang gebracht wird: Herzgefäßerkrankungen (Infarktgefahr!),
Schilddrüsenstörungen, Gallenblasenleiden, Gicht und ganz besonders Karies. Deshalb: Auf Zucker weitgehend verzichten!
- STICHWORT: FLEISCH
TIERMORD
Besuche einmal einen Schlachthof und Du wirst nie wieder das Bedürfnis haben Fleisch zu essen. Schweine werden bei
der Schlachtung mit einer elektronischen Zange zum Teil betäubt und dann an den Hinterbeinen aufgehängt. Teilweise ist die Betäubung nicht stark genug, so daß das Tier grausame Schmerzen
empfindet. Dann wird das Schwein aufgeschlitzt, um es ausbluten zu lassen. Einzelne Körperteile zucken noch. Nach dem ausbluten werden dem Schwein die Ohren abgeschnitten und die Gedärme
entnommen, die zum Teil zu Würsten weiterverarbeitet werden. Zurück bleibt eine große Blutlache. Deshalb: Keine Fleisch-Produkte kaufen!
NATURZERSTÖRUNG
Im Zusammenhang mit der Tierhaltung verseucht das aus der Gülle und dem Dünger stammende Nitrat die Gewässer und letztlich auch das Trinkwasser. Große Waldgebiete, darunter insbesondere Teile der
Regenwälder wurden und werden abgeholzt, um dort Viehweiden und Monokulturen für Viehfutter anzulegen. Dadurch wird das ökologische Gleichgewicht nachhaltig gestört. Langfristig ändert sich das
regionale und auch das globale Klima. Deshalb: Nahrungsmittel aus ökologischem Anbau!
HUNGER
Die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch kostet etwa sieben bis acht Kilo Getreide. Der größte Teil der europäischen Nahrungsmittelproduktion wird deshalb an Tiere verfüttert. Zusätzlich wird auf
dem Weltmarkt Getreide aufgekauft, um das Vieh der vielfach im Überfluß lebenden Menschen der westlichen Industrienationen zu mästen. Um diese Nachfrage zu decken, werden aus Profitgründen in den
Staaten der sogenannten ’Dritten Welt’ Teile der Anbauflächen ausschließlich zur Produktion von Tierfutter und nicht zur Produktion von Nahrungsmitteln für die dort lebenden und teilweise
hungernden Menschen genutzt. Deshalb: Kein Fleisch essen!
KRANKHEIT
Krankes Fleisch von kranken Tieren macht krank. Bei der Massentierhaltung werden zahlreiche Medikamente eingesetzt, darunter insbesondere verschiedene Hormonpräparate, die der Mensch über das
Fleisch aufnimmt. Zur Konservierung und zur stärkeren rötlichen Färbung des Fleisches wird das krebseregende Nitrat eingesetzt. Tierisches Fett enthält in einem relativ hohen Maße Cholesterin,
das zu den entscheidenden Faktoren für Herz- und Kreislauferkrankungen gehört. Die Verseuchung der Meere bewirkt zwangsläufig auch eine Schadstoffbelastung von Fischen. - Folgerichtig haben
langjährige Untersuchungen entgegen der Industrie-Propaganda bewiesen, daß bei VegetarierInnen bestimmte Krebserkrankungen nicht vorkommen und sie generell gesünder leben als
FleischkonsumentInnen. Entgegen weitverbreiteter Vorurteile lassen sich auch die Nährstoffe, die sich im Fleisch befinden, auch im Rahmen einer bewußten Vollwerternährung aufnehmen. Deshalb:
Bewußt vegetarisch ernähren!
- STICHWORT: GERECHTIGKEIT
SAISONGEMÄSS
In den Supermärkten sind die Jahreszeiten durcheinandergeraten: Weintrauben im Frühjahr, frischer Spargel im Oktober, Erdbeeren zu Weihnachten. Es gibt fast das ganze Jahr alles, dafür haben die
Jahreszeiten ihren typischen Geschmack verloren. Wie hoch ist der Energieaufwand, der betrieben wird, um diese exotischen Früchte aus weit entfernten Ländern zu uns auf den Tisch fliegen zu
lassen? Äpfel aus Chile, Trauben aus Südafrika, Bohnen aus dem Senegal, exotische Früchte aus Brasilien... Deshalb: Den Jahreszeiten gemäß einkaufen!
PRODUKTIONSNÄHE
Uns fehlt nicht nur die Beziehung zu den Waren, die wir kaufen, sondern auch die Beziehung zu den Menschen, die sie für uns produzieren. Wo erfahren wir, wer ein bestimmtes Produkt mit wieviel
Arbeit für uns herstellt? In Gemeinschaften von ErzeugerInnen und VerbraucherInnen können solche Beziehungen am ehesten aufgebaut und durchschaut werden. Aber auch in vielen Infoläden,
Dritte-Welt-Läden oder Naturkostläden können wir etwas über die ProduzentInnen unserer Verbrauchsgüter erfahren. Auf diese Weise wird unsere Nahrung wieder mehr zu dem, was sie eigentlich sein
sollte: Nicht nur eine Ware, sondern ein Lebensmittel von Menschen für Menschen. Deshalb: Kürzere und direktere Wege vom Produzenten zum Verbraucher bevorzugen!
AUSBEUTUNG DER ”DRITTEN WELT”
Mit dem Kauf vieler Produkte unterstützen wir Regime, die Menschenrechte mit Füßen treten, oder multinationale Konzerne, die für ihren Profit über Leichen gehen. So verdienen beispielsweise die
ArbeiterInnen auf Bananenplantagen in Mittelamerika meist so wenig, daß sie sich davon kaum ernähren können. Streiks auf den Plantagen können zu Massenentlassungen führen, gewerkschaftliche
Betätigung kann lebensgefährlich werden. Pestizide werden so eingesetzt, daß es oft zu Vergiftungen bei den PlantagenarbeiterInnen kommt. Bäuerinnen und Bauern, die vorher für den Eigenbedarf
anbauten, wurde ihr Land genommen, damit Platz für die Plantagen entsteht. Vielfach führt dies zu Verarmung und Lebensmittelknappheit. Den Profit erzielen einige wenige reiche Familien und
multinationale Konzerne. Ähnliches gilt für fast alle Agrarprodukte aus der sogenannten Dritten Welt, die für die reichen Kunden des Weltsupermarktes hergestellt werden. Deshalb: Sich über die
Produktionsbedingungen informieren und Organisationen unterstützen, die für befreiende gesellschaftliche Veränderungen eintreten!
- STICHWORT: UMWELT
UMWELTZERSTÖRUNG DURCH PRODUKTION
Immer mehr Energieaufwand steckt in unserer Nahrung: Kunstdünger, Pestizide, maschineller Anbau, Transport und Verarbeitung. ”Jet-fresh”-Produkte werden aus allen Erdteilen eingeflogen. Für 1kg
Treibhausgurken braucht man 5 Liter Heizöl; in eine Scheibe Toastbrot wurde wesentlich mehr Energie hineingesteckt als unser Körper aus ihr herausholen kann. Aber auch andere Produkte für unseren
täglichen Gebrauch benötigen ungeheuren Rohstoffaufwand, wie zum Beispiel Batterien, Einweggeschirr, Wegwerfwindeln, aber auch Papier, das nicht aus Altpapier hergestellt wurde. Deshalb: Produkte
kaufen, die möglichst wenig Energie und Rohstoffe verbrauchen!
UMWELTPROBLEME DURCH VERBRAUCH
Nicht nur die Industrie ist ein großer Umweltverschmutzer. Auch wir belasten die Umwelt zum Teil erheblich mit unserem Gebrauch von Waren. Viele Produkte bewirken bei Benutzung Umweltprobleme:
Spraydosen mit bestimmten Treibgasen schädigen die Ozonschicht, Waschmittel mit Phosphaten überdüngen unsere Gewässer, Lacke mit Lösungsmittel belasten direkt die Luft unserer Umgebung, usw.
Deshalb: Umweltverträgliche Produkte kaufen!
UMWELTBELASTUNG DURCH MÜLL
Oft sind Waren unnötiger Weise eingepackt und die Verpackung kostet letztlich mehr als ihr Inhalt. Vielfach wird die Umwelt gerade durch überflüssige Verpackung mehr belastet als durch den
Gebrauch der eigentlichen Ware. Das reicht vom unnötigen Verbrauch von Rohstoffen, hohem Energieeinsatz bei der Produktion bis hin zu Problemen bei der Abfallbeseitigung. Getränkedosen kosten
mehr als ihr Inhalt, Pfandflaschen sind hier eine gute Alternative. Warum sich überall und immer Plastiktüten geben lassen (seien sie auch noch so ”umweltfreundlich”), wenn man eine
Einkaufstasche mitnehmen kann? Deshalb: Möglichst wenig Müll einkaufen!